The Lion King

Munin, 05.10.2006

The Lion King / König Der Löwen (SNES/PAL, 1994)


Links: Der Titelscreen, der gleichzeitig als animiertes Intro dient | Rechts: Das erste Level.

Vorwort: Auch wenn viele hier Disney hassen, ich bin mit Disney aufgewachsen und finde die meisten der, sagen wir, prä-1998-Filme einfach toll weil ich damit eben viel mit meiner Kindheit verbinde. Daher kann es sein, das in diesem Review der Subjektivitätsfaktor größer ist als normal.

König der Löwen war actually das erste SNES-Spiel was ich hatte, bzw das erste was ich nach dem Kauf der Konsole bekam – Super Mario World war ja dabei. Das war wohl kurz nach dem Erscheinen des Films, so um 1995 rum. Leider kam ich als kleiner Junge nie weiter als bis zum 3. Level – kein Wunder: Das Spiel war schwer wie sau und reihte sich damit nahtlos in die Reihe der vermeintlich kindgerechten, aber letztendlich ganz schön herausfordernden Spiele/Filmadaptionen ein. Aber dazu später mehr.

Das Spiel ist – at it’s core – nicht mehr als ein klassisches Jump ‘n Run mit ein paar Kampfeinlagen. Aber sobald man mit dem jungen Simba durch das erste Level rennt, wird klar: König der Löwen kann vor allem bei der Präsentation punkten. Entwickelt wurde es von Westwood in Zusammenarbeit mit Disney, was man an der Qualität der Animationen und Zeichnungen relativ schnell merkt. Alle Charaktere und Gegner sind verdammt flüssig animiert, lediglich an Übergangsanimationen mangelt es ein wenig. Der detailierte Zeichenstil erinnert sofort an Disney und ist durch und durch hochwertig. Leider hat das Spiel im Background nicht so viel zu bieten: Meist gibt es dort nur eine Ebene zu sehen, und wenn mal Parallax-Scrolling ins Spiel kommt, dann nur in sehr rudimentärer Form. Trotzdem: In Bewegung ist König der Löwen ohne Zweifel eins der schöneren SNES-Games. Die Entwickler haben viele kleine unterhaltsame Details geschaffen, um die Levels lebhafter zu gestalten – so schaut Simba einem nachfliegendenem Schmetterling nach, wenn er still steht, oder man sieht Vögel aus ihren Nestern fliegen, wenn man in ihre Nähe kommt.


Links: Schon der zweite Level zieht im Schweregrad schon kräftig an | Rechts: Hakuna Matata! Kurz vor’m Erwachsensein

Was den Sound angeht, gibt es ebenfalls nur positives zu vermelden. Musikstücke aus dem Film wurden so originalgetreu wie möglich verwurstet, viele exotische Instrumente unterstützen das Afrika-Feeling. Im Titeltrack und später auch noch ein, zwei Mal tauchen sogar gesamplete Vocal-Chant-Passagen in der Musik auf. Überraschend viele Sprachsamples runden die technisch perfekte Arbeit ab.

Von den Bildern her müsste schon klar sein, in welche Richtung das Gameplay von König der Löwen geht. Das Spiel besteht aus 2 Teilen: Im ersten steuert man den jungen Simba, im zweiten den Älteren – ganz wie im Film. Der erste Teil ist somit (glücklicherweise) noch nicht so kampflastig, es wird primär gesprungen. Die Steuerung ist flüssig und präzise, so machen selbst die sonst stets gefürchteten “von Haken zu Haken hüpfen”-Passagen Spaß. Nichtsdestotrotz wird man sich ordentlich die Zähne ausbeißen: Das Spiel ist schwer. Richtig schwer. Zwar wird dieser Umstand durch die hohe Anzahl von Leben und Continues gelindert – dem kurz vor der Weißglut stehendem Spieler dürfte das spätestens bei Level 4 egal sein. Denn oft ist die Hardness nicht mal vom Leveldesign her gegeben, sondern weil sich die Entwickler bei jedem 2. Level etwas ausdachten, um den Spieler zu nerven. So fallen in einem Level kontinuierlich, bis zum Ende genau auf Simba gezielte Steine vom Himmel – und wenn unser gutes Kätzchen gerade damit beschäftigt ist, einen Stein zu erklimmen und somit nicht ausweichen kann…Pech gehabt.

Bei einem anderen “Minigame” – Stampede – muss man vor der Büffelhorde wegrennen (s.u.), während immer wieder einzelne Tiere an Simba vorbeipreschen. Klar, dass man da ausweichen muss. Dumm nur, wenn gerade SO VIELE DIESER GOTTVERDAMMTEN MISTVIECHER AN EINEM VORBEIZIEHEN, DASS MAN ÜBERHAUPT NICHT MEHR SIEHT WO DIE NÄCHSTEN KOMMEN, GOTTVERDAMMTE DRECHSKACKWICHSE.
In “Hakuna Matata” wiederum laufen ständig dumme Spinnen rum, die sogar eigenständig von Plattform zu Plattform hopsen können und so schnell sind, dass man eigentlich nur random springen kann und hoffen, dass sie einen nicht erwischen.
Zugegeben – in der Hitze des Gefechts ist man davon mehr genervt als es dann tatsächlich ist. Die ersten 5 Level als junger Simba bilden also eine angenehm herausfordernde Jump ‘n Run-Erfahrung und dann wird Simba erwachsen.


Links: ICH HASSE EEEEEEEEEEES | Rechts: Endlich können wir zurückschlagen!

Das Erwachsensein bringt einige Vorteile. Man kann jetzt nämlich Hyänen und anderem Getier mal ordentlich in die Fresse hauen. Klingt gut in der Theorie, in der Praxis dann läuft es darauf hinaus, kontinuierlich X zu drücken und warten, bis das dumme Vieh in unsere Hau-Animation reinläuft. Das wird auf Dauer öde und nervig. Gegen mehrere Feinde kann man kaum noch was machen, denn die Hau-Animation friert Simba in seiner Position selbst einige Milisekunden nach vollendeter Attacke ein. Man kann sich nicht schnell genug rumdrehen um dem Anderen auch noch eine zu geben. So habe ich mich dann dabei erwischt, die meisten dieser Gegner einfach zu ignorieren. Das geht im vorletzten Level leider nicht aber tjo…ich hätte mir einfach gewünscht, wenn es bei den guten Jump ‘N Run Einlagen geblieben wäre.
Natürlich steht am Ende – nach 10 Leveln – unausweichlich die Konfrontation mit dem bösen Onkel Scar bevor. Die dann auch etwas enttäuschend ist, weil Scar nichtmal irgendwelche Special Moves oder so draufhat, sondern uns auch nur mit der Pranke zu hauen versucht. Am Ende muss man ihn von einem Felsen runterwerfen. Alles in allem nicht mal sehr schwer. Einen etwas spektakuläreren Showdown hätte ich besser gefunden.

Trotz der Kritik – König der Löwen ist alles in allem perfekte Jump ‘n Run-Unterhaltung. Das kleine Nostalgiegefühl beim Nochmalspielen nach all den Jahren hat sicherlich zu meinem positiven Eindruck beigetragen, aber was das Spiel auch objektiv über den Durchschnitt hievt ist eben die klasse Präsentation. Wer eine Vorliebe für geile 2D-Grafik und natürlich eine ausreichend große Geduldsspanne hat, sollte diesen Titel unbedingt in seine Sammlung aufnehmen.


Links: Eins der zwei simplen Bonusspielchen | Rechts: Diesen Bildschirm werdet ihr nicht selten sehen.

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