~THE DEZAEMON 2 SERIES~
F O L G E . 0 2 0
D E V I L . B L A D E . 2 (Codename “Zivernauts”)
Quote: |
Developer: Shigatake Jahr des Releases: 2003 Ausrichtung: Horizontal Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=YBw64Qj34qM |
Ok. Das war’s. Ich kann nun in Frieden sterben und brauche keine weiteren Dezaemon Shmups mehr spielen. Ich habe so eben das Dezaemon Shmup aller Dezaemon Shmups gespielt. Ich denke nicht, dass das hier noch getoppt werden kann. Devil Blade 2 zieht alle register, haut dir so auf’s Maul mit der perfektesten Grafik der Welt und verarscht dich komplett mit dem dicksten Schwierigkeitsgrad ever. Wenn du Devil Blade 2 gespielt hast, dann hast du keine Lust mehr auf Sex, keinen Bock auf Kino und am allerwenigsten noch einen Sinn im Leben. Dein Lebenszweck hat sich soeben erfüllt und du bist nun bereit zu sterben.
Devil Blade 2 ist eine Klasse für sich. Ich spielte jetzt knapp 20 Dezaemon 2 Shmups und bisher ist mir so etwas noch nicht untergekommen. Schon allein der Titelbildschirm macht eines klar: “Achtung, das hier hat nicht mehr viel mit Dezaemon zu tun!”. Kein anderes Game bisher hat es geschickter geschafft die Dimensionen, Grenzen und Eigenarten Dezaemons zu verstecken. Man erkennt es einfach nciht mehr als Dezaemon Game und würde im Titelbild nicht groß (c) 1997 Athena stehen, könnte man meinen, es ist ein eigens für den Saturn gecodetes Game. Das Titelbild. Auf dem Screenshot ist leider nicht zu erkennen, wie es sich aus zwei Teilen zusammen fügt, ein Kolben in eine Vorrichtung einrastet und kurz (c) 2003 Shigatake zu sehen ist, bevor dieses wieder ausfadet, um das Logo in seiner glorreichen Schönheit zu zeigen.
Dann geht es aber weiter. Das Spiel fängt nicht etwa an, nein. Es hat ein Intro. Wundervoll gepixelte und sehr stylishe Bildchen werden eingeblendet. Dazu erklärender Text auf japanisch, der Zeichen für Zeichen einfadet. Die Musik ist dabei atmosphärisch und bedrohlich zu gleich und hin und wieder tauchen sogar Videostörungen im Bild auf. Das ist nicht einfach nur ein Intro, das ist ein Vorspann, der die Limitierungen Dezaemons so geschickt kaschiert, als säße man vor einem Arcadeport. Klar, dass die Bilder nicht alles sind und wir nebst einer wilden Kamerafahrt auch drei weitere, offensichtlich befreundete, Schiffe sehen und diese sich startklar machen für die bevorstehende Gefahr. Wir wissen ohne japanisch zu können: “Jetzt geht’s ab…”. Wenn dann punktgenau die Musik aufhört nud das Devil Blade 2 Logo noch einmal rechts unten eingblendet wird, spätestens dann weiß man, das man es hier mit etwas besonderem zu tun hat.
Wir werden nun also endlich in’s Spiel geworfen und sind erst einmal etwas verwundert. Nur unsere zwei Options, oder auch Pods, schießen. Und das noch dazu in die Richtung, die gegenteilig zur Flugrichtung ist. Fliegt man nach vorne, schießt man nach hinten. Einen normalen Schuss nach vorne gibt es nicht.
BITTE WAS?
Super, da kann ich ja gleich aufgeben und brauche erst gar nicht versuchen auch nur annähernd in Stage zwei zu kommen. Ich muss also nicht nur bullets dodgen, auf Levelarchitektur acht geben sondern auch noch den Schuss “steuern”? Auf diese Art und Weise kam ich gerade mal in Stage 3 und das nur unter viel Tränen und Mühe. Klar, dass ich es gern hingeschmissen hätte, aber dann sah ich in einem Video (YouTube Link obeen!), dass man doch nach vorne schießen kann? Bzw. die Pods. Und tatsächlich. Es ging. Einfach normalen Feuerbutton gedrückt halten, danach Rapidfire halten und dann rasten die Pods ein. Noch einmal gut gegangen, so kann ich nun also doch etwas mehr vom Spiel sehen. Geil.
Bisschen zu früh gefreut, denn das Spiel ist deswegen trotzdem schwer. Stage 1 meistert man nun endlich mit einem Leben, aber schon Stage 2 gibt einem wieder den Rest. Schuld daran sind überwiegend auch die Korridore, durch die man fliegen muss. Besonders in Stage 2 wird es recht schwierig, wenn Gegner von hinten, von oben, von vorne und oben kommen, man dabei durch ein Labyrinth aus zwei Teilen fliegt und sich die zwei Teile obendrein noch gegeneinander bewegen. Das die Gegner natürlich auch schießen brauche ich ja wohl nicht zu erwähnen. Situationen wie diese machen Devil Blade 2 so schwer. Millimetergenaues Navigieren, Unmengen an Bullets ausweichen und wenn’s geht dabei noch Boni einsammeln und Gegner erschießen. Das ist bisschen viel auf einmal, aber immerhin… ich kam bis zum Endboss und bin froh drum. Auf Easy ist es also sogar für mich sehr packbar und wem das zu einfach ist, der kann ruhig auf Maniac spielen. Da habe ich dann natürlich nix dagegen.
Ja, die 8 Himmels… ehm Schussrichtungen sind dann auch so das einzige Novum, das Devil Blade 2 in Sachen Gameplay zu bieten hat. Das hält es aber nicht davon ab, es bis zum äußersten auszunutzen und zur Perfektion zu treiben. Das Fliegen durch die Engen Korridore, das Ausweichen von Platzformen und das Ausnutzen von Lücken macht einfach Spaß. Irgendwann weiß man, welche Lücke wo kommt und versucht diese zu erwischen, was zwar nicht immer klappt, aber immerhin: Man sieht eine Chance. Das ist das Wichtige am Schwierigkeitsgrad. Er ist machbar. Dazu kommen dann die obligatorischen Boni, die es zwecks Score und Leben (ab 10.000 Punkten gibt es ein 1 UP) einzusammeln gilt und fertig ist ein einfach zu erlernendes und schwer zu meisterndes Gameplay.
Unterstützend zur Seite, wenn auch nicht sonderlich herausragend, steht die Musik. Im Titelscreen hört man schon, dass die Musik hier “anders” klingt. Anders ist. Irgendwie elektronisch und nicht so komisch, wie all die anderen Dezaemon Shmup Musikstücke, die ja immerhin alle auf die gleiche – und offensichtlich recht limitierte – Sampledatenbank zurück greifen (müssen). Auch das wurde wieder geschickt kaschiert und gerade die musikalische (und optische) Atmosphäre in Stage 6 lässt einem das Herz höher schlagen.
Und dann wäre da halt noch die Grafik. Das offensichtlichste und teilweise unglaublichste Merkmal von Devil Blade 2. Man weiß gar nicht womit man anfangen soll, aber evtl. fällt dem Kenner auf Anhieb die geniale Farbpalette von Gold-, Braun- und Grautönen auf. Was Shigatake hiermit gepixelt hat, schlägt alle Dezaemon Games um Längen. Alles wirkt 100 % Professionell und wüsste man es nicht besser, könnte man meinen einen Arcadeport zu spielen. Zumindest was die professionalität der Grafik anbelangt. Dabei ließ er sich nicht von Dezaemon 2 ablenken und trickste sich um Ramlimitierungen herum, wie kein anderer. Immer wieder finden wir im Background einfach Teile der Hintergrundgrafik, die Low-Res sind. 2 x 2 Pixelauflösung. Was bei anderen Dezaemon Shmups sofort auffällt, ist hier geschickt kaschiert, da diese Teile dann oft ziemlich “straight” auffallen. In einem Level z. B. gibt es Kanonen, die in diesem 2 x 2 Pixelmodus displayed werden und es fällt einem erst beim zweiten mal Spielen auf, da die Kanonen einfach größtenteils viereckig sind und keine Rundungen haben. Überhaupt sind die schnell zerstört und aus dem Blickfeld. Dazu kommen Hintergrunddetails wie ganz, ganz leichtes 3D oder Wasserfälle mit herumspritzenden Wasserpartikeln! Wabitte??? Der Detailreichtum ist einfach immer wieder erdrückend. Stage 1 Boss fährt z. B. kurz auf Schienen, auf denen die Halterungen des Bosses natürlich Funken sprühen, was einfach nur hurendick aussieht. Dazu kommt immer wieder viel Rotation, 2 x 2 Pixel gefaktes, Schabretttransparenz sowie richtige Transparenz und Sprite Zooming. Hier ist alles vertreten und hier ist es nicht einfach eingebaut worden um zu demonstrieren, dass es possible ist, sondern um etwas viel geiler aussehen zu lassen, als ohne. Spätestens wenn man den Endboss in all seiner detaillierten Pracht sieht, ist es ganz einfach aus und man kann alles nicht mehr fassen.
Man kann Devil Blade 2 nicht fassen. Es ist einfach unfassbar.
Und weil das Spiel so unfassbar geil ist und ich immer Zugriff darauf haben wollte, habe ich es mir kurzerhand auf eine separate Memorycard kopiert, damit ich es immer griffbereit habe. Und bei der Gelegenheit habe ich natürlich direkt noch ein Label dafür entworfen. Und wenn es nun schon ein Label hat, dann fehlt eigentlich nur noch die Box (Mega Drive style), natürlich auch samt Cover.