The Big Heat

The Big Heat HK 1988

Wai Po Wong (Waise Lee) ist ein erfahrener Polizeiinspektor, der eines Tages leider feststellen muss, dass er wegen einem Wirbelsäulenschaden die Finger seiner rechten Hand nicht mehr richtig bewegen kann – somit kann er auch oft keine Pistole mehr bedienen. Gerade als er den vom Arzt empfohlenen Rücktritt einreichen will, erfährt er, dass sein langjähriger Freund und Informant Wily Tse in Malaysia ermordet worden ist. Er versammelt eine kleine Truppe Polizisten um sich, um den Mörder zu finden.

Ursprünglich ein von Produzent Tsui Hark initiiertes Projekt, durchlebte The Big Heat im Produktionsverlauf so einige Schwierigkeiten. Zunächst wurde die Regie von Andrew Kam übernommen, bis Hark ihn nach Differenzen rauswarf und stattdessen unseren lieben Johnnie To auf den Regiestuhl brachte. Doch selbst der konnte Hark nicht wirklich zufriedenstellen und musste gegen Ende der Dreharbeiten wieder weichen, wonach Tsui Hark kurzerhand selbst einige verbleibende Szenen drehte.

Dieser Tatsache ist es vermutlich zu verdanken, dass der Film nicht nur wirr im Hinblick auf die Story ist, sondern auch qualitativ immer wieder Unregelmäßigkeiten erfährt. Hier ist sicherlich eine Menge Material auf dem Schneidetisch liegen geblieben, was weniger tragisch gewesen wäre, wenn Hark (dem ich jetzt einfach mal die komplette kreative Vision des Films attestiere) in seiner Version eines düsteren, ernsten Bloodshedthrillers nicht so viel Wert auf die Ausarbeitung der Charaktere um Wai Po Wong gelegt hätte. Alle drei sind auf ihre Art und Weise sympathisch, und doch vermisst man die Interaktion, die etwa die Truppe bei The Untouchables so zusammengeschweißt und beim Zuschauer letztlich für den emotionalen Impact gesorgt hat. Der Malaysia-Cop Chat Fu Ong ist mit eine der interessanteren Persönlichkeiten, denn er sieht aus wie ein Chow Yun Fat in A Better Tomorrow mit Sonnenbrille und Oberlippenbärtchen, bloß 20 Jahre gealtert.
‘Clumsy Lum’ hingegen ist der Stereotyp des ängstlichen, unerfahrenen Greenhorns, und dann ist da noch so ein anderer Typ, dessen Name ich vergessen habe.

Überschattet werden die Charaktere von der völlig bekloppten Gewaltdarstellung. Gleich nach den ersten Sekunden des Films, in denen eine Hand durchbohrt wird merkt man, dass hier was anders ist. Qualität statt Quantität ist das Motto Harks – statt Bodycount zählen die sicksten Todesarten, die man sich nur vorstellen kann. Neben jeder Menge Blut bei den spannend und hektisch inszenierten Shootouts werden Köpfe abgetrennt, Hände weggeschossen und Leute von Aufzügen zweigeteilt. Vor Kindern und unschuldigen Krankenschwestern macht übrigens auch keiner halt. In einer der besten Szenen wird nach einer Verfolgungsjagd ein Gangster von einem Auto angefahren, von einem zweiten überfahren, er fällt von einer Brücke auf ein drittes Auto und wird gegen Ende gegen eine Bande geschleudert. Übrig bleibt ein blutiges Häufchen. Ich musste schon sehr lachen. xD
The Big Heat bietet zweifellos die überdrehteste Darstellung an Grausamkeiten, die man im Hongkonger Copthriller finden kann. Und, wenn ich ehrlich bin: Ohne sie wäre der Film nicht halb so gut und würde im Bloodshed-Einerlei versinken.

Komplementiert wird das Ganze von mehr als soliden Schauspielleistungen, allen voran Waise Lee, der stets eine gewisse Ruhe und Waiseheit (HAHEAIEHIAHEIHEIEHAEHIAHEIE) ausstrahlt und damit im starken Kontrast zu seinen ständig overactenden Kollegen steht. In visueller Hinsicht kann The Big Heat auch außerhalb der Splatterszenen mit einigen echt schönen, atmosphärischen Einstellungen aufwarten, siehe unten. Synthesizermusik und ein Gitarrenthema machen den 80s-Vibe komplett.

Insgesamt: The Big Heat ist zügige, nie langweilige Bloodshed-Routine mit total sicken Shootouts, und darum für Fans solcher Filme natürlich zu empfehlen. Am Ende bleibt aber der kleine, wehmütige Gedanke übrig, dass aus dem Film noch viel mehr hätte rausgeholt werden können, mehr Tiefe, mehr Persönlichkeit.. Ich gebe spontan Tsui Hark die Schuld. HAHAHAHAHA!

So, das war’s. Schalten sie morgen wieder ein, wenn es heißt: Penance kriegt auf’s Maul weil Pan’s Labyrinth geil ist, aka hoffentlich. Gute Nacht, Hong Kong! Ich liebe dich auch wenn ich dich nicht persönlich kenne.

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