Nintendo Game Boy | 1990
Gotham City versinkt im Chaos. Obwohl Commisioner Gordon und Harvey Dent ihr Bestmögliches tun, kommen sie nur sehr schwer gegen die Kriminalität in Gotham City an. Korruption in ihren eigenen Reihen erschwert ihnen zusätzlich ihre Arbeit. Doch seit kurzem machen die Gerüchte von einer riesigen Fledermaus, die in Gotham City hausen soll, die Runde. Die Rede ist von Batman, einem unbekannten Rächer, der es auf sich nahm, Gotham City von all dem Schmutz zu befreien, der diese Stadt so unattraktiv macht.
Schätzungsweise 70 % aller Menschen kennen Batman, den im Fledermauslook gekleideten Rächer von Gotham City. Ich persönlich scherte mich eigentlich nie viel um Batman. Die bescheuerte Serie aus den 70ern lief – Gott sei Dank – nicht mehr bei uns und den ersten Film verpasste ich auch, da ohnehin viel zu jung dafür gewesen wäre. Comics von Batman sah ich bis dato auch noch nie. Als dann 1992 Batman Returns in die Kinos kam, schaute ich mir das zusammen mit meinem Vater an. Eigentlich fand ich den Film auch ganz gut, aber das war’s dann auch schon. Die darauf folgenden Filme von Joel Schumacher waren ja so abartig, dass ich mich nie wieder für Batman interessierte. Nachdem es dann selbst der Film Batman Begins von Christopher Nolan, der ja immerhin eher den Comics entsprechen soll und recht düster ist, nicht mehr schaffte, mich dafür zu begeistern, gab’ ich endgültig auf. The Dark Knight werde ich mir also gar nicht erst anschauen.
Zwischen all diesem Käse gab es aber etwas, dass mich fesseln konnte. Das war Batman für den Game Boy. Als ich das Spiel damals von einem Klassenkameraden auslieh, verbrachte ich ziemlich viel Zeit damit, da es mir echt gut gefiel. Ich scheiterte zwar ständig beim ersten Boss – Jack Napier aka der Joker – aber das schien mir nichts auszumachen und so spielte ich die ersten drei Stages immer und immer wieder. Bis ich das Spiel an meinen Klassenkameraden zurück geben musste und es seit dem nie wieder spielte…
Bevor ich mit dem eigentlichen Review anfange, möchte ich euch aber bitten, das tolle Batman Artwork in den Absätzen über mir zu beachten. Das ist Batman. Zugegebenermaßen ist Batman ja – imho – der optisch ansprechenste Superheld. Jetzt stellt sich nun natürlich die Frage, wie man so einen optisch ansprechenden Superhelden auf das kleine Display des Game Boys bringt. Nunja… die Grafiker (Der Grafiker?) von SunSoft entschieden sich für die folgende Möglichkeit:
Ehm. Ja. Ihr könnt aufhören, euren Monitor zu säubern. Der kleine schwarze Fleck da ist kein Dreck, sondern das Batman Sprite. Jawohl. Sunsoft fiel nichts besseres ein, als den einzigen optisch ansprechenden Superhelden in nur 18 Pixel Höhe zu pressen. Klar, dass das auf den ersten Blick etwas Lächerlich aussieht. Ist das also das vorzeitige Aus für die Game Boy Version von Batman?
Mitnichten! Oooaaahhh…
Ja, die Grafik ist etwas mickrig. Fragt mich nicht, warum sich Sunsoft dazu entschied, alle Sprites derart klein zu halten. Es spricht absolut nichts dafür, denn der so mehr gewonnene Platz wird ja nicht wirklich genutzt. Oft sind die Level ziemlich “leer” und spartanisch eingerichtet und man fragt sich, warum da nicht hätte einfach alles eine Nummer größer sein können. Vom Gameplay hätte sich meiner Meinung nach nichts geändert. Anstatt einfach doppelt so groß zu sein, springt Batman halt mehrere meter hoch. Die Hintergründe sind allesamt genauso leer, wie der Rest der Levels und zu allem Überfluss meistens lediglich einfarbig gestaltet. Die Grafik ist definitiv knuffig, aber angesichts der im gleichen Jahr releasten Duck Tales und Gargoyle’s Quest hätte man wirklich mehr erwarten dürfen. Immerhin rocken die “Zwischensequenzen”, in denen wir höchst perfekt gepixelte Bilder und sogar Animationen bewundern dürfen. Hier hat sich SunSoft alle Mühe gegeben.
Aber hey, dafür stimmt der Rest. Batman ist nämlich ein Jump’n'Run aller erster Güte und hat man sich erst einmal an die “etwas andere” Steuerung gewöhnt, kommt man damit auch gut zurecht. Ähnlich wie Super Mario hat auch Batman hier eine gewisse Zeit, die er braucht, um Anlauf zu nehmen und auch wieder abzubremsen, bzw. fühlt sich einfach alles total komisch an. Etwas gewöhnugsbedürftig, wenn man die etwas “direktere” Steuerung von Duck Tales oder Mega Man gewohnt ist. Des Weiteren kommt es oft auf Pixelgenaues Springen an, denn oft sind die rettenden Platformen nur 5 bis 10 Pixel breit. Ansonsten spielt sich Batman, wie aus dem Buch “5 Things Every Jump’n'run Game Should Contain”. Wir springen von Platform zu Platform, schießen böse Gegner tot und sammeln allerhand Power Ups auf (Sehr fies: Das Weapon Degrade “Power Up”). Soweit also nichts Besonderes. Einzig die 2 Shoot’em Up Levels zwischendurch bringen etwas Abwechslung in’s Spiel. Im Vergleich zum großen Bruder – der NES Version – vermisst man hier den berühmten “Walljump” und die intelligentere Levelarchitektur, aber dafür gab’s ja dann den Nachfolger auf dem Game Boy, welchen ich noch unter die Lupe nehmen muss. Damit die insgesamt 10 Stages nicht ganz so schnell durchgespielt werden, addete SunSoft einen gehobenen Schwierigkeitsgrad, der gerade in Kombination mit der Steuerung den ein oder anderen zur Weißglut bringen kann. Warum der erste Boss der schwerste sein muss, wird mir für immer ein Rätsel bleiben.
Wirklich hervorheben muss man noch den grandiosen Soundtrack. SunSoft schiss einfach komplett auf die offizielle Musik aus dem Film und komponierte einen Soundtrack von rund 12 Stücken, die überraschenderweise alle Ohrwürmer sind. Dazu werden auch noch die Soundfähigkeiten des Game Boys “voll” ausgenutzt und man hat einen sehr memorable Chiptune Soundtrack, dessen Keysongs (Stage 1-1, 1-2, etc.) man so schnell nicht vergessen wird. Kann ich jedem nur empfehlen.
Schaut einfach bitte hinter die Fassade der mickrigen Grafik und probiert Batman mal aus. Es hat so geile Musik und macht echt Spaß. Ob und wieviel es mit Batman den Comics oder den Filmen zu tun hat, interessiert mich ehrlich gesagt rein gar nicht. ~_~