Contra 4
Wayforward | Nintendo DS | 2007
Die Erde wird erneut von einer Alienplage heimgesucht. Ein außerirdisches Monstrum namens “Black Viper” schickt im Jahre 2638 – mal wieder – eine Horde hässlicher Aliens, welche die Erde selbstverständlich gerne menschenfrei hätten. Entweder die Menschheit unternimmt etwas, oder es ist aus. Die Führer der Erde (also nicht Angela Merkel) rufen die vier härtesten Burschen zur Hilfe: Bill Rizer, Lance Bean, Mad Dog und Scorpion. Ihre Aufgabe ist es, die Alienhorden zu vernichten und den Menschen der Erde ein friedvolles Leben wieder zu bringen. Oder sowas in der Richtung jedenfalls.
(Links: Henk Nieborg zeichnet sich für die Hintergründe und die Bossgrafiken verantwortlich. | Rechts: Wer sonst könnte im Jahre 2007 noch derart geile Grafik abliefern?)
Als vor ein paar Monaten “Contra 4″ als nicht japanische Produktion angekündigt wurde, machte ich mir gar keine großartigen Gedanken über das Spiel. Ein US Spieleentwickler, der noch dazu zuvor mit Spielen wie “SpongeBob SquarePants: Creature From the Krusty Krab”, “Barbie 12 Dancing Princesses” und “Disney’s American Dragon: Jake Long, Attack of the Dark Dragon” für “Aufsehen” sorgte, wie sollte das denn bitte gut gehen? Die Contra Serie wurde bis dato in amerikanischer Hand nur missbraucht, geschändet und angepisst und ich denke jeder erwartete erst einmal das schlimmste. Bis die ersten Screenshots auftauchten. Es war immerhin 2D und sogar… richtig sexy?! Aber klar, gute Grafik kriegen ja viele hin heutzutage, aber das Gefühl eines Spieles der 80er Jahre auf eine moderne Konsole, bzw. einen Handheld zu portieren, das schafften bislang nur sehr sehr wenige.
Wayforward darf sich nun offiziell dazu zählen.
Contra 4 ist eine Zeitreise zurück in die 80er. Es gibt keine Touchscreen Spielereien, keine komischen Adventure Zwischensektionen, keine 3D Grafik, keine unendlich Continues, keine Energie, keine Savepoints. Statt dessen gibt es knallharte Action, viele Bullets, wenig Leben und jede Menge Gegner. Contra 4 ist überraschend hart. Während es casual gamer, die das Spiel vielleicht ausversehen geschenkt bekamen, frustriert in die Ecke schmeißen werden, frohlocken die Hardcore Zocker und wanken ein ums andere mal, wenn sie mal wieder ein Leben lassen. Dabei bleibt Contra 4 aber fast immer fair und bei jedem Ableben denkt man sich eher “Scheiße ich Depp!” anstelle von “Hä?”. Contra 4 ist auf eine oldschoolige Art schwer, die erst abschreckt, aber bei genauem Hinsehen zu mastern scheint. Einfach nur Reaktionen helfen nicht immer, man sollte die Levels fast in und auswendig kennen, um es überhaupt bis in’s zweite Stage zu schaffen.
Ich persönlich kann leider mit so einem Schwierigkeitsgrad nicht viel anfangen. Während der Otto Normal Hardcore Zocker wohl stundenlang immer und immer wieder das erste Stage spielt, bis er es mal geschafft hat, wird mir einfach nur langweilig. Es macht mir keinen großartigen Spaß. Des Weiteren kommt dann immer dieser Erfolgsdruck dazu: “Du musst Stage 1 ohne Lebensverlust schaffen, sonst brauchste Stage 2 erst gar nicht anfangen…” Das hat zur Folge, das man das Spiel anfängt, an einer random Kleinigkeit wie einem hochhüpfenden Gegner stirbt und Stage 1 noch einmal anfängt. Man versucht es wieder, stirbt diesmal, weil die Konzentration schon leidet und fängt noch einmal von vorne an. Das ist wenig spaßig und dazwischen muss man sich zudem immer und immer wieder den “Stage 1″ Screen ansehen und dann auch noch warten, bis einen der lame Helicopter endlich absetzt. Dazu kommt, das Contra 4 zwar tolle Boni in form von Zusatzspielen, Zusatzchallenges und was weiß ich noch alles parat hält, ich diese Dinge aber leider nie sehen werde, da ich kaum über Stage 4 hinaus komme. Ich werde nie mehr als 30 % des kompletten Spieles sehen können. Die Developer schließen damit eine ziemlich große Gruppe von Spielern aus. Und nein, auf Easy spielen bringt natürlich rein gar nix, da a) das Spiel genauso schwer ist und man nur mehr Leben und voll aufgepowerte Waffen hat und b) die letzten zwei Stages auf Easy einfach wegfallen.
(Links: Das erste Stage erinnert Stark an das original Contra | Rechts: Das City Stage erinnert stark an Contra III – The Alien Wars auf dem SFC)
Dazu bietet Contra 4 eine super hurendicke Grafik, für die sich Henk Nieborg verantwortlich zeigt und die einfach mit zum schönsten gehört, was der DS zu bieten hat. Die Palmen wehen im Wind, die Bosse sind 2 Screens hoch, glänzen mit marionettenartigem Spriterotating und überall sind details. Abbröckelnder Putz von Wänden, einzeln erkennbare Grashalme oder detaillierte Bergketten im Hintergrund. Dabei schaffte er gekonnt den Spagat zwischen seinem eigenen Stil und dem von Contra III – Alien Wars. Henk Nieborg übertraf sich hier wieder einmal selbst und schuf ein 2D Grafik Meisterwerk, das jeder mal gesehen haben sollte. Dazu die remixte Musik von Chiptunevirtuose Virt und man merkt, das Wayforward tatsächlich etwas am Spiel lag. Das ist selten, das hat man heutzutage fast gar nicht mehr und umso mehr freut es einen. Contra 4 ist endlich eine Fortsetzung die in die Fußstapfen der Urväter treten kann und diese gar ausfüllt.
Mit der Wertung tu ich mich etwas schwer. Ich persönlich muss ihm einfach nur geben, da mir der Schwierigkeitsgrad einfach auffen Sack geht und mir viel zu unnötig erscheint. Ich sehe kaum vom Spiel und das andauernde Wiederholen der Levels, nur damit man es endlich bis in’s Stage 2 schafft wiegt für mich einfach zu schwer. Contra Fans und Spieleveteranen, die den Schwierigkeitsgrad schon bei den alten Contra Teilen zu schätzen wussten, können bedenkenlos von einem Rating ausgehen.