Broilers – Vanitas

 

Broilers – Vanitas

Quote:
Vanitas (lat. „leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit“) ist ursprünglich die christliche bzw. jüdische Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen, die im Buch Kohelet im Alten Testament ausgesprochen wird (Koh. 1, 2): „Es ist alles eitel.“ Diese Übersetzung Martin Luthers verwendet „eitel“ im ursprünglichen Sinne von „nichtig“.Vanitas-Motive zeigen, dass der Mensch das Leben nicht in der Gewalt hat. Mit dem Aufstreben der Vanitas seit der Renaissance wird ein Konflikt zwischen Mittelalter und Moderne – der Zwiespalt zwischen menschlicher Demut und menschlichem Selbstbewusstsein – auf die Spitze getrieben. Seit dem späteren 18. Jahrhundert gewinnt die Befreiung von der Demut die Oberhand. Trotz weitgehender Trennung von ihrem religiösen Hintergrund sind Vanitas-Motive bis heute gegenwärtig.

Eins vorweg. Broilers haben hiermit nach LoFi ein zweites “While Album” rausgebracht. Trotzdem – oder gerade deswegen – werden sie wohl einige bisherige Fans vergraulen.
Mit Oi! hats halt (dem Paten sei Dank) kaum mehr als den immer noch erhobenen Mittelfinger gemeinsam. Gleichzeitig wird es viele neue Fans geben (insofern sie sich trotz des Bandnamens rantrauen); Piano, Akkustikgitarre und Soul sollten ihr übriges tun.

Trotz der oftmals stilistischen Weiterentwicklung finden sich doch bekannte Ansätze der früheren Werke. Zum Einen Sammys rauchig-rauh-markante Stimme, zum Anderen die (oftmals) pathosbehafteten Parolen, welche die sonst eher offenen Texte perfekt unterlegen.

Nun aber zu den einzelnen Liedern, welche es verdient haben für sich betrachtet zu werden.

1. Preludio: Vanitas
Dem Vorgänger gleichtuend, befindet sich hier ein Preludio – neudeutsch: Intro – welches perfekt einstimmt auf das was folgt. Kirchturmglocken, mediterrane Gitarrenklänge, erst eher ruhig, dann immer schneller und schliesslich in die Hauptmelodie des 2ten Songs überleitend.
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2. Zurück zum Beton
Und wer bei den “Oh-Oh-Oh”s, den schnellen Gitarren und dem Wort Beton nicht sofort an Streetpunk denkt (aka wohl der Grossteil der Leute ^^;; ), dem sei gesagt, dass hier nochmal die musikalische Old-School-Keule rausgeholt wird. “Leg mich auf den Asphalt, dem Boden von dem ich komm”. Ganz gross. Und voller Gossenromantik und Pathos. Schön.
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3. Meine Sache
Dann der (kurzzeitige) Schock. Stilbruch. Piano (welches von Leftöver Crack – Operation M.O.V.E. geklaut ist >:0). Soulgeschwängerter Gesang. Man könnte (wenn man lebensmüde ist) schon fast Vergleiche mit Mr. Naidoo ziehen. Nach kurzer Zeit setzen dann auch schon die Gitarren ein, und spätestens beim Refrain findet man sich wieder eingebettet in eher Bekanntem.

Auch hier muss wieder zitiert werden, da es einfach zu gut is: “Meine Sache, mein Problem – statt der weissen Fahne werdet ihr den Mittelfinger sehen”.
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4. Held in unsrer Mitte
Schneller Ska auf recht hartem Grundbeat – nett. Textlich wird hier der allseits bekannt-beliebte Kneipenphilosoph dargestellt. “Wir danken Hasselhoff und dir für den Mauerfall”. Zum Ende hin gehen die Skagitarren dezent in den Hntergrund, der Beat kommt in den Vodergrund und mit dem Synthie ergibt sich schon fast ein “Elektro-part”, ohne jedoch störend zu wirken. Daumen hoch für die gekonte Überblendung.
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5. Vanitas
Titeltrack. Zurecht. Ganz ganz ganz grosses Kino. Im Text gehts um den allseitsbekannten Beziehungsstress. Und dann der Refrain. Wenn Sammy “Über mir ein Strick, unter mir ein Stuhl – [..] wählt nicht die 110″ fast gehaucht singt, läufts einem erst kalt den Rücken runter, um dann vom anschliessenden Refrain eingefangen zu werden.
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6. Ruby Light&Dark
Was sich bei “Held in unsrer Mitte” schon abzeichnete wird hier konsequent weitergeführt.
“Elektropunk” wie er sonst nur von den grossartigen Intro5pect bekannt ist. Definitiv etwas ganz neues, aufregendes. Wird wohl bei der Nietenfraktion etwas anecken; dafür gibts gleich nen Extrapunkt.
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7. Alles was ich tat
Zur Versöhnung gibts dann mit diesem Lied wieder etwas punkigeres, aber dennoch unterlegt mit dem bereits bekanntem “harten Beat” (welcher sich als roter Faden durchs ganze Album zieht). Durchaus verständlich, dass dieser Track zuerst auf die wartene Meute losgelassen wurde. Am Ende punkten sie bei mir extrem; ich liebe es einfach wenn durcheinander gesungen wird.
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8. Das Verdikt, Rache
Inhaltlich erinnert es stark an “Wenn ich es will” vom Lofi-Album. Auch hier gibts gegen Ende wieder nen bischen Piano. Zusammen mit den später einsetzenden Bläsern wird die doch eher dunkle Grundstimmung etwas gelockert.
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9. Lost Souls
Und die Bläser werden gleich ins nächste Lied mitgenommen, welches meiner Meinung nach aber den ersten Tiefpunkt (also relativ zum Rest gesehen) darstellt. Es wirkt auf mich einfach etwas tröge, wozu die “Naidoo-like” Gesangsart auch seinen Teil beiträgt.
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10. Punkrock Love Song
Hier findet sich dann absolut jeder im Text wieder. Musik als Ausgangspunkt einer Lebenseinstellung. Schön.
Erwähnenswert noch der “Once More” Part, welcher mal stark an Rancids “Life won’t wait” erinnert. Schön.
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11. Werdet ihr Folgen
Tjo. Hier verhälts sichs ähnlich wie bei “Lost Souls”. Spricht mich einfach nicht an.
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12. Heute schon gelebt
Dafür reißts die an Hula erinnerende Introgitarre wieder voll raus.
Auch der Rest hält mit. Schöne Melodien, wieder eine grossartig beschreibende Lyric und die Stimme, welche “Huren und Trinker, vergessene Kinder” perfekt begleitet.

“und wenn es kein Morgen gibt, hast du heute schon gelebt” *orgel* Könnt ich mir gut als Rausschmeißer vorstellen
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13. Weißt du es schon?
Die Pathosnummer schlechthin. Akkustikgitarre. Getragener Gesang.
“Weißt du es schon? Du bist geboren um zu gewinnen mein Sohn”.
Bei jeder anderen Band würd’ es extremst seltsam wirken. Aber hier. Grossartige Mafiaromantik. Da geht einem sofort der Pate durch den Kopp der seinem Jungen die ringbehangende Hand auf die Schulter legt. Nice.
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14. Sicherheit
Tjo. Wirkt mir etwas plump. Man sieht was damit gesagt werden soll. Aber irgendwie ist der Song unpassend. Vermutlich da es ein Song ist der einfach nicht über die eigene Empfindung geht – was halt im krassen Kontrast zum Rest des Albums steht.
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15. Wir gehen schonmal vor
Und nun die Ansage an alle Miesmacher, “Untruebrüller” und Szenefetischisten.
“Die Band gibts länger als den Jungen selbst, doch hat sie die Szene verkauft und verraten”
Trotzdem auch eine klare Einladung den Weg mit ihnen zu gehen.
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16. Hexenjagd
Wie fühlt man sich, wenn einem an jeder Ecke Hass und Ablehnung entgegenschlägt. Wenn man als Ausländer an Wahlplakaten mit Aufdruck “Kinder statt Inder” vorbeigeht. Wie fühlt man sich als z.B. Iraker in D-Land?
Jeder kanns sichs in etwas vorstellen, aber nur die wenigsten werden es wirklich wissen.
Sehr gutes und wichtiges Lied.
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17. Schönheit, das Biest
Sunshine-Reggae (ganz grosses Kino) like Ska. Sehr sommerlich. Auch die “uh-uh-uh”s im Hintergrund. Die Billigorgel erledigt den Rest.
Auch wenns mich textlich nicht so reizt, ist es ein ganz ganz ganz bösartig-poppiger Ohrwurm.
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18. Weißes Licht
Bevors zum letzten Lied geht, noch einmal Broilers wie früher. “Weißes Licht und weißer Dreck – das ist was ich bin”.
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19. Halt den Sommer fest
So. Und nu haben sies. Also könnten sie haben. Also European-Song Contest. Oder Sommerhit. Oder so ein Schwarz/Weiss-Strand Video auf Viva.
Bitte nicht. Ich erfreu mich einfach am Lied. Andere werden wohl ihre Broilerssammlung dem Foier übergeben.
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Wären gern bei der Mafia (*paha*): Sammy und seine Truppe

Released wird des ganze auf “(i used to fuck) people like you (in prison)” Records in 3facher Ausführung.
Digipack mit Bonuspatch (lim. auf 3000 Stk), Doppel-LP auf weißem Vinyl (lim. auf 1000 Stk) und als normale *gähn* CD in Pappschuber.

Tjopes:
http://www.broilers.de
http://www.myspace.com/broilers
http://www.peoplelikeyoushop.com

Unnötige Info nebenbei: Wenn ich mich nicht verrechnet habe, habe ich exakt 77 Penen vergeben, was halt einfach Style hat Ich bestimme hier!

Ignite – Our Darkest Days



Endlich da. Mit neuem Sänger und schon auf dem ersten Blick ziemlich düster. Obwohl ich eigentlich gar kein Recht habe irgendwelche Sätze über die Neuerungen dieses Albums zu schreiben, denn die letzte Ignite-Platte, die ich wirklich rauf und unter hab laufen lassen, war “Call On My Brothers” von 1995, also nur zwei Jahre erschienen, nachdem die Band sich überhaupt formierte. Dass es krasse Unterschiede für mich geben wird, ist wohl klar.

First of all: Das Cover, die Präsentation, das Setting erinnert mich sehr an Madball. Dick produziert, “schwer” und gewaltig soll es rüberkommen. Ein bisschen prollig, ein wenig elitär. Passt das überhaupt zu Ignite?

Zum Säger würde es auf jeden Fall nicht passen. Seine Stimme ist viel zu hell, weich, ohne irgendwelche härteren Strukturen oder Merkmale. Dennoch punktet Ignite bei diesem Album dadurch, dass sie den roten Faden “Our Darkest Days” konstant durchziehen.

Doch jetzt von Anfang an. Ignite ist eine Band aus Orange Country, USA, die früher sehr melodischen Hardcore mit sehr vielen Chören auf Musikdatenträger projeziert haben. Doch das alles war eher langsam, gemächlich. Fast schon Postcore.

Nach all den Jahren – vor allem mit “Our Darkest Days” – gehen sie einen ganz anderen Weg und scheinen sich im Pre-Hardcore auf einmal zu befinden, denn sie bringen um einiges mehr Melody-Punk in ihren Stil, so dass es an die frühen Anfänge des Hardcore-Punks erinnert.

Dennoch erhalten sind die Chöre. Und so geht es auch schon ganz zu Anfang los.

01. Intro (Our Darkest Days)
Unter einer Minute, eine sehr chorlastige und dunkle Einleitung, ohne zu soft zu wirken. Mit einigen Sekunden Outro geht es dann gewaltig…
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02. Bleeding
…in eine Einleitung, begleitet mit Drums, zum erneut chorlastigen “BLEEEEEEDIIIING!!” über. Dieser Track ist eine Bombe. Wieder Anspielungen auf “Our Darkest Days” und bitterem lyrischen Beigeschmack, denn “alle unsere Freunde sind nun unsere Feinde”. Laut Ignite. Und erschreckend stellen wir fest, dass Ignite sehr politisch geworden sind und auf Krieg und die Misere des Blutvergießens ihre musikalischen Ergüsse fokusieren. Was nicht bedeutet, dass dieses Lied nicht auch qualitativ hochwertig ist. Kommt auf dicker Anlage sehr, sehr gut.
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03. Fear Is Our Tradition
Dieses Lied emfand ich in den ersten 30 Minuten des Hörens als das beste. Wohl mehr deswegen, da die Refrains so einfach mitgesungen werden können. Dennoch starktet das Lied die ersten 20 Sekunden eher ein wenig gemächlicher, erst kurz vor dem Erreichen der Grenze zur vollen Minute wird mit “So we’re find an own waaaay oooout!” der Refrain mit hohen Tönen eingeleutet und mit “Oohzing-Aaaahs” tatkräftig unterstützt. Leider nach zehn bis fünfzehn Mal hören ein wenig eintönig, auch wenn es gegen Ende noch ein bisschen Abwechslung durch eine Berg- und Talfahrt der Gesamtklang-Masse mit Drumunterstützung gibt.
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04. Let It Burn
Ab dem dritten Lied gibt es durch einen Abfall der Gesamtlautstärke eine klare Abgrenzung zum ersten Teil dieser Platte. Ebenfalls geht es hier ein in bekannter Formel weiter, doch nun weniger politisch und mit größeren Gedankengesprächegesangseinlagen-Pausen. Diese Abtrennung hätte nicht sein müssen.
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Die restlichen Lieder werde ich nicht beurteilen, denn ihr könnt euch ein eigenes Bild machen. Das KOMPLETTE ALBUM stellt die Band nämlich GRATIS auf ihrer MySpace-Website zum Anhören bereit:
http://www.myspace.com/ignitemusic

Ebenfalls zu Empfehlen: Das Musikvideo von “Bleeding”:
http://www.igniteband.com/video/watch.php?id=f6CZpcK88WU