Tactical Unit: No Way Out

Tactical Unit: No Way Out
(HK 2009 / Lawrence Lau)

Fai ist ein geistig zurückgebliebener Straßenjunge, der sich auf der Temple Street als Verkäufer geschmuggelter Zigaretten durchs Leben schlägt – zusammen mit einer Prostituierten, mit der er zusammenwohnt und die ihn als einzige ernstnimmt. Doch dann wird die Gang, der Fai angehört, hochgenommen – und man bezichtigt ihn des Verrats. Ab da an gerät er in eine Spirale der Gewalt, aus der es kein Entkommen gibt…

Fast schon wie zu erwarten wird in No Way Out der Einfluss von Regisseur Lawrence Lau besonders deutlich. Dieser macht sich schon seit mehreren Jahrzehnten als einer der wenigen sozialkritischen Autorenfilmer Hong Kongs einen Namen. Entsprechend schafft er mit dem vorliegenden Werk ein düsteres Sozial-Melodram, bei dem der Fokus – im Vergleich zu The Code nur geringfügig auf den Polizisten um Sam (Simon Yam) liegt, sondern vor allem auf dem Schicksal Fais und seiner Freundin. Im Vergleich positiv anzumerken ist dafür allerdings, dass hier konsequent ein hohes Tempo vorgelegt wird und eigentlich immer was los ist, wodurch ein womöglich zähes mittleres Drittel vermieden wird.

Und ja, schwer haben es die beiden. In dreckig-urbanen Bildern fängt der Film das Leben der beiden sowie das Treiben in der Temple Street ein und bewegt sich hier inszenatorisch noch einmal auf einem höheren Niveau als bei The Code. Hier ist das Gefühl, einen Shot-on-Video-Film zu sehen, überhaupt nicht mehr vorhanden. Durch die vielen Nachtaufnahmen nähert sich Kameramann Charlie Lam (ist das derselbe wie von Isabella? Würde zumindest die Qualität erklären) auch deutlich den ursprünglichen Licht-und-Schatten-Bildern des Originals an, wenngleich man sichtlich darum bemüht ist, einen weniger ästhetisch enthobenen, sondern fast dokumentarischen Stil zu wählen.

Durch die konsequente Begleitung Fais beginnen wir als Zuschauer auch recht schnell, mit ihm zu sympathisieren. Verdient hat er das – ständig wird er verprügelt (sowohl von Polizisten wie auch Gangstern), seine Freundin mehrfach vergewaltigt und angezündet, und helfen will ihm niemand. Die Kompromisslosigkeit, mit der Lau seine “Das Leben ist scheiße und ungerecht”-Message durchsetzt, übersteigert sich manchmal ins Unglaubwürdige, aber effektiv ist sie allemal. Schauspielerische Leistungen brauche ich ab jetzt eigentlich gar nicht mehr hervorzuheben, besonders gut fällt jedoch Simon Yam in diesem Teil auf – sein unterkühltes, apathisches Auftreten gegenüber dem Geschehen verdeutlicht dem Zuschauer den Konflikt zwischen Beruf und persönlichen Emotionen.

No Way Out ist bedrückend und realistisch, statt sich nahtlos einfügender Tactical Unit-Beitrag eher primär ein typischer Lawrence Lau-Film. Das mag dem ein oder anderen, der lieber die 08/15-Krimiaction von The Code fortgesetzt sehen will, nicht so gefallen. Doch für sich genommen ist das ein starkes kleines Filmchen, das sich auch auf der großen Leinwand gut gemacht hätte. 3 Teile bleiben nun noch, und ich vermute, dass allenfalls der finale Kinofilm No Way Out übertreffen kann.

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Tactical Unit: The Code

Tactical Unit: The Code
(HK 2008 / Law-wing Cheong)

Eine Überwachungskamera hält fest, wie eine flüchtige Person von mehreren PTU-Offizieren in einer Gasse verprügelt wird. Jetzt steht die Truppe unter Überwachung des CAPO (Complaints against Police Office) und muss die Sache unter Verschluss halten – doch dann gerät die Situation außer Kontrolle…

Das ist sie also nun, die Spin-Off-Serie zu Tos legendärem PTU. Sie ist allerdings kein Sequel – das merkt man daran, dass zwar 90% der Schauspieler aus dem Film wieder auftauchen, doch diesmal (scheinbar?) andere Charaktere spielen. To direkt wirkt hier ebenfalls – außer als ausführender Produzent – nicht direkt mit, sondern hat das Projekt unter die Schirmherrschaft seines Schützlings Law Wing-Cheong gestellt. Dass der ein fähiger Regisseur ist, konnte er mit seinen schwer unterhaltsamen Romcom-Beiträgen 2 Become 1 und Hooked on You bereits unter Beweis stellen. Doch wie schlägt er sich bei seinem ersten ernsten Milkyway-Film – dazu noch eine Fortführung eines To-Werkes?

Natürlich dürfen hier die Erwartungen nicht zu hoch angesetzt werden, und wer das tut, wird schon von vornerein enttäuscht. Persönlich fand ich The Code aber wirklich gelungen. Der Film hat weder das Budget noch die inszenatorische Klasse von PTU, macht aber wirklich das beste aus dem, was er hat. Für ein Shot-on-Video-Feature sieht er wirklich gut aus, in vielen Szenen fast wie auf Film gedreht – kein Vergleich zu anderen neueren Digital-Werken aus HK wie Yau’s Chaos und weit über einer herkömmlichen TV-Inszenierung. Auch die Schauspieler machen ihre Sache toll: Simon Yam, Maggie Siu, Lam Suet und zahllose andere Milkyway-Regulars zeigen hier ihr Gesicht. Die nüchterne, ernste Inszenierung vergisst den Toschen Humor von PTU zwar völlig, aber leistet sich so auch keine Komik-Fehltritte; und angenehmerweise übernimmt Law eine der Stärken des Vorbilds: Die moralische Grauzone. Die Bullen in The Code scheuen sich nicht vor übermäßiger Gewaltanwendung oder gar Korruption. Das macht die Sache stets spannend und glaubwürdig.

Wenn The Code ein Problem hat, dann wohl, dass nicht viel passiert. Die Geschichte ist in ihrer Dimension eher Stoff für eine einzelne Episode einer TV-Serie. Das kann man zwar über PTU auch sagen, aber dort waren ja die Bilder der Star – und die gibt es hier nicht. Law muss also alleine mit der Story arbeiten, welche an einigen Stellen diverse Durchhänger hat. Doch die sympathischen Charaktere, die unauffällige, aber effektive Präsentation und der stimmige Tommy Wai-Score machen das wieder wett. Insgesamt würde ich also den ersten Teil der Tactical Unit-Saga als Erfolg werten und freue mich auf den nächsten Film.

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Beast Cops

B E A S T . C O P S
HONG KONG 1998 . DANTE LAM

KURZREVIEW

Wer dieses Review nicht lesen will, weil er soviel Text nicht erträgt oder keine Zeit hat, der kann sich gerne diesen Screenshot anschauen. Er summiert den kompletten 105-minütigen Film in nur einem Bild.

NORMALREVIEW

Tung (Anthony Wong) und Sam (Sam Lee) sind Polizisten in Hong Kong, die einem Lifestyle fröhnen, der eher untypisch ist für Filmpolizisten. Sie spielen um Geld in den Casinos der Triaden, hängen mit Nutten in Nachtclubs rum oder kümmern sich erst gar nicht um die eigentliche Polizeiarbeit und fressen oder schlafen lieber. Eines Tages kommt allerdings Michael (Michael Fitzgerald xD Wong), der bekannt dafür ist, strikt nach Regel zu arbeiten und schon einmal den ein oder anderen korrupten Polizisten auffliegen ließ. Zufälligerweise kommt Michael gerade dann in den Bezirk, als die Triadenwelt durch die Flucht vom großen Bruder Fai (Roy Cheung) etwas aufgewirbelt wird und dabei ist, sich neu zu ordnen.

In Beast Cops begleiten wir die mehr oder weniger korrupten Polizisten Tung und Sam in ihrer täglichen “Polizeiarbeit” aka die gar keine ist und beobachten, wie sie so mit der Gangsterwelt Hong Kongs und ihrem neuen Vorgesetzten Michael zurecht kommen. Viel geballert wird also nicht, da sich überwiegend auf die Charaktere und deren Beziehungen zueinander konzentriert wird. Dabei kommt der Film leider am Anfang sehr schleppend in die Gänge. Ich konnte ihn zuerst gar nicht richtig einordnen. Ich bekam irgendwie nur random Szenen an den Kopf geworfen und hatte erst einen Anhaltspunkt, als Michael da war und man sieht, dass er sich für YoYo, eine Puffmutter, interessiert. Von da an wurde es recht interessant und steigerte sich bis zum Ende eigentlich stetig. Man sieht zwar weiterhin random Szenen aus dem Leben der drei und einiger Triadenmitglieder, aber nun hat man auch endlich einen Bezug zu den Personen.

Anthony Wong schafft es dabei selbstverständlich als erstes uns ans Herz zu wachsen, da er einfach Hong Kongs geilster Schauspieler ist. Er spielt den zwischen Polizei und Triaden hin- und hergerissenen Polizisten, als hätte er nie etwas anderes gemacht und es ist vor allem seine “Art” – ob das nun der gespielte Charakter ist, oder ein Stück echter Anthony Wong durchscheint?! – die ihm uns symphatisch macht. Selbst der steife und jeden zweiten Satz englischsprechende Michael Wong macht hier eine gute Figur, da sein Stock im Arsch ausnahmsweise mal zum Charakter passt, den er spielt.

Was neben den Charakteren aber wohl am ehesten memorable ist, ist das furiose Finale, dass für mich ziemlich überraschend kam und dafür umso mehr “schockte”. Der Film hatte ja schon zuvor tolle Kameraeinstellungen zu bieten, aber am Schluss spielt er all seine Qualitäten voll aus. Auch die anfangs nur spärlich auftretende… eh… gespenstische (?!) Musik, kommt hier noch einmal voll zur Geltung. Dazu der geniale Anthony Wong und man muss einfach wanken. Schade, dass er so schwer in die Gänge kommt..

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Der Mungo

DER MUNGO | Philipp Osthus | Deutschland | 2006

Die Polizei ist einem Kriminellen auf der Spur. Um ihn endgültig dingfest zu machen, organisieren sie einen Fakedeal, bei dem er endlich in die Falle tappen soll. Die Ware: Plutonium. Echtes. Sollte diese Operation fehl schlagen – so sind sich alle bewusst – wird das katastrophale Folgen haben.


Der Mungo entstand als Abschlussfilm 2006 des Filmstudiums an der Hamburg Media School und gewann sogleich den Studio Hamburg Nachwuchspreis 2007. Dabei ist es einfach zu sehen warum. In 20 Minuten Laufzeit sehen wir eine recht spannende Story um eine Polizeioperation, die nicht nur wunderschön gefilmt ist, sondern gleich noch mit zwei Twists aufwarten kann. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob der erste Twist nun gewollt ist, oder nicht. Ich war definitiv ein klein wenig überrascht und das ist doch schon einmal was. In starkem Kontrast zu den üblichen deutschen Krimiserien im TV, hat der Mungo definitiv Kinoqualitäten. Dafür sorgen nicht nur Farbfilter, eine gute Kameraarbeit und dicker Sound, sondern auch professionelle Schauspieler gleichermaßen. Wenn man Kurzfilme wie “Der Mungo” sieht, wünscht man sich unweigerlich mehr von der Art.

Gritty Cop Thriller müssten im Prinzip auch in Deutschland möglich sein.

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