Seine Kugeln pfeifen das Todeslied

Seine Kugeln pfeifen das Todeslied
il pistolero dell’ave maria | italien 1969 | ferdinando baldi | dvd: marketing film

Rafael (Peter Martell) findet eines Tages seinen alten Jugendfreund Sebastian (Leonard Mann) auf einer Ranch wieder. Obwohl Sebastian glaubt, dass seine Mutter tot ist, erzählt ihm Rafael, dass seine Mutter in Wahrheit lebt, da sie damals seinen Vater und Rafaels Mutter ermorden ließ und nun mit dem Mörder zusammen lebt. Gemeinsam machen sie sich auf, um Rache zu üben.

Eigentlich schwer vorstellbar, dass Ferdinando Baldi hinter diesem Film steckt, denn immerhin legte er gerade einmal 2 Jahre später mit Blindman den wohl wüstesten Sleazetrip der Westerngeschichte vor. Wohl ein weiteres Indiz für die Flexibilität, die italienischen Regisseuren in den 60ern und 70ern abverlangt wurde. In Seine Kugeln pfeifen das Todeslied wurde jedoch die oft präsente moralische Ambivalenz des Genres mit einem saftigen Bissen Melodrama ausgetauscht. Wie dick hier aufgetragen wird, ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig; unglücklicherweise ist der ansonsten starke Score Roberto Pregadios auch häufig so platziert, dass er dem ohnehin überzeichneten Konflikt auch noch eine kräftige Kitschnote verleiht.


Was nicht heißt, dass hier auf die übliche Palette Schlägereien, Friedhofszenen, Mexican Standoffs und verprügelter Frauen verzichtet wird, im Gegenteil. Baldi inszeniert stilsicher und lässt seine Charaktere geschwind durch die ansehnlichen Sets pflügen. Etwas wirklich einzigartiges lässt der tausend mal in dieser oder jener Form durchgespielte Racheplot aber eben auch nicht zu, obwohl mehr hätte gemacht werden können – vor allem aus der Mutterfigur. Mann und Martell sind ordentlich als Protagonisten, dabei ist ihr größtes Problem die fehlende Interaktion miteinander. Ihre Beziehung bleibt bis zum Ende oberflächlich und fast schon formal, von Jugendfreundschaft ist wenig zu sehen. Ihre jeweilige Daseinsberechtigung verdienen sie sich allein durch das mehrmalige Retten des Anderen.
Auch Tomas (Alberto De Mendoza, der ein bisschen wie Michael Douglas aussieht) als fieser MILF-Liebhaber bleibt eine bloße Karikatur, der Cast ansonsten gefüllt von überflüssigen Randfiguren wie der hübschen Schwester Sebastians (Pilar Velázquez).

Nichtsdestotrotz handelt es sich bei Seine Kugeln pfeifen das Todeslied um solide Westernunterhaltung vom Reißbrett, die sicher nicht in der Liga der drei Sergios mitspielt, man sich an einem langweiligen Nachmittag jedoch ruhig mal anschauen kann.

(Hier noch der rather corny deutsche Trailer. Irgendwie haben sie früher Trailer immer total überflüssig lang gemacht?)

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