Name: RAW
Straße: Schleißheimer Straße 28, 80333 München
Anreise: U1 Stiglmaierplatz oder U2 Theresienstraße (ca. 10 Minuten zu Fuß)
Preislich: Günstig – Mittel
Sitzplätze: für ca. 35 Personen (geschätzt)
Rauchen: Nur vor der Tür
München hat eine kleine aber feine Auswahl an Szenelokalen für Liebhaber der härteren Musik-Gangart, sprich von Metal über Punk-Rock bis hin zu Hardcore. Bereits etablierte Locations wie das Abseits (Marktstraße 3), Tumult (Blütenstraße 4) oder das Flex (Ringseisstraße 7) halten sich schon lange, doch leider sind mit der Zeit auch einige geschlossen worden (z.B. Kings’n'Queens in der Reisinger Straße) und wenig Nachschub kam nach. Gerade in solchen Zeiten ist es erfrischend, mal wieder eine neue Kneipe dieser Art in München zu sehen.
Im “RAW” spielt laut Betreiber Marvin Ullmann “Rock, von Cash bis Pantera” (Zitat aus der Süddeutschen) und spezialisiert sich daher nicht wie beispielsweise das Abseits auf Metalheads. Das scheint mal eine recht gute Alternative zu sein, nachdem das Abseits sich selbst ins – Achtung Wortspiel – mit dem eigenen Publikum ins Abseits gestellt hat.
Wenige Schritte vor der Kneipe sieht man an der Bande auch schon, dass Tegernseer (gut) und Schneider Weiße (weniger gut) ausgeschenkt wird. Eine kleine Überraschung, herrscht doch bei den meisten nicht-08/15 Kniepen fast schon eine Augustiner-Pflicht. Mit dem Hellen vom Brauhaus Tegernsee (vom Fass) hat man aber die – meiner Meinung nach – beste Alternative zur Hand, vorallem da das Augustiner nach jahrelangen Konsum irgendwann einfach fad wird.
Dennoch ist das Angebot ein wenig eingeschränkt. Zwar ist noch das Pilsener Urquell auf der Liste, gefolgt von vielen Softgetränken, Wein, Härteren (Jägermister, Averna, Ramazzotti, Grappa, Tequila, Absolut Wodka, Jack Daniels, Jim Beam und Woodford Reserve) und Longdrinks, das wars aber fast schon. Desperados oder Cider findet man hier nicht, auch keine dunklen Biere. Der (im übrigen sehr nette) Barkeeper meinte aber umgehend, dass das aber noch auf die Liste kommen könnte.
Die Preise sind – nicht nur für Münchner Verhältnisse – sehr human, auch wenn einige nicht angepasst scheinen (0,20ml Tonic Water kosten mehr als die gleiche Menge Tequila). Doch das ist egal, denn 2,90 Euro für ein Tegernseer vom Fass oder 2,40 Euro für 2cl Tequila sind ein echt sehr gutes Angebot!
Was leider auch ein bisschen nach Sonderpreis aussieht, ist die Innenausstattung. Zwar ist das RAW noch sehr jung, aber dennoch wirkt es sehr steril. Außer einigen Versuchen wie ein TV mit Metal-Dokumentationen, Totenköpfen am Bierhahn, Gitarren an den Wänden oder Instrumentenboxen als (zu niedrige) Tische will da nicht wirklich eine Rock-Stimmung auftreten. Die Sitze im hinteren Teil der Location, die links über die Bar zu erreichen ist, ist zum gemütlichen Sitzen nicht wirklich geeignet. Die Sitzlehnen gehen viel zu weit hinter, das Material nicht griffig, die Tische sind zu tief und ein freistehendes Eck am hinteren Ende macht es unmöglich, dass sich trotz zusätzlicher Hocker mehr als 10 Personen dort versammeln können. Im Vorderteil sind vor den Fenstern nur 2 Sitzmöglichkeiten mit den gleichen weit entfernten Lehnen zu finden, daneben noch Barhocker – na klar – aber das wars dann auch schon wieder. Dafür ist die Toilette aber tip-top und sauber.
Kommen wir dann noch zu einer Variablen, die sich natürlich über den Lauf der Zeit ändern kann: Das Publikum. Als wir anwesend waren, sahen wir 2 Hardcore-Guys am Tresen und im Hinteren Teil eine Art After-Work-Meeting von ca. 45jährigen Non-Metal-Leute in Hemden. Und das sollte sich auch länger nicht ändern. Über ein paar Stunden kamen eher ältere Leute hin, die bei weiterem nicht wie Szene-Kenner aussehen. Natürlich muss man das auch nicht sein, bitte dies nicht falsch verstehen. Aber ein bisschen deplatziert fühlten wir uns in dieser Situation schon. Auch die Gespräche am Nachbartisch waren eher über Rolex-Uhren und das letzte Business Meeting als über Sex, Drugs and Rock’n'Roll.
Fazit:
Zugegeben, das RAW wirkt steril und auch die alkohlische Palette muss ein bisschen erweitert werden. Im Publikum sind keine Spacken wie in anderen Locations anzufinden, dafür sollte man aber auch keine szenenahe Besucher erwarten. Die Barkeeper sind sehr freundlich und nett. Musikalisch geht es mal sanft, mal härter rauf und runter, aber auch “nur” mit bekannteren Acts wie System of a Down oder AC/DC. Hardcore, Black-, Thrash- oder Death-Metal wird (wurde) nicht gespielt. Aber das RAW zeigt preislich wo es langgeht. 2,90 Euro das Helle (Tegernseer vom Fass) oder 2,40 Euro für 2cl Tequila ist für Münchner Standards wirklich günstig und deswegen einen Besuch auf jeden Fall wert.