Nicky Boum

n i c k y b o u m | m i c r o i d s | a m i g a 1 9 9 2

Die Geschichte zu Nicky Boum sieht irgendwie so aus: Die böse böse Zauberin Zoldrane (geiler Name) hat Nickys Opa entführt und verflucht. Warum auch immer. Damit Nicky es nicht zu einfach hat, bei seiner Rettung hat sie auch gleich mal die gesamte Belegschaft des Fantasyreichs mit verwandelt. Schnecken, Frösche, Aliens. Alles ist vertreten und soll Nicky nun davon abhalten, seinen Opa, den er wahrscheinlich eh nur einmal im Jahr besuchte, zu retten.


(Links: Die Grafik ist recht detailed und bunt | Rechts: Auch dicke Zwischengegner gibt es.)

Nicky Boum ist ein gar knuffiger Platformer. Gerade diese Knuffigkeit könnte die meisten davon abhalten, Nicky Boum mal Probe zu spielen. Denn schnell merkt man, das sich die Devs tatsächlich Gedanken gemacht haben. Als erstes fiel mir auf, das Nicky ein richtiges fettes Arschlochkind ist. Also kein junger sexy Knabe, wie ich – nein – er ist ein fettes Stück. Trotz seiner vermutlich 80 Kilo (Und das als Kleinkind) ist Nicky aber ganz schön flott unterwegs. Geschmeidig wie eine Raubkatze preschen wir mit ihm durch die Level, Sprünge meistert er gewissenhaft und er kann zudem mit Apfelgriebschen um sich werfen (für das Wort “Apfelgriebsch” in eurer Sprache, schaut mal bitte hier).

Fett und beweglich? Klar, das ich an Sammo Hung denken muss.

Kurzum: Die Steuerung via Joystick / Gamepad klappt einfach hervorragend.

Da man in einem Jump’n'Run nunmal überwiegend springt und rennt, ist die gute Steuerung natürlich ein absolutes Muss. Erst recht im Hinblick auf die späteren Levels, die nämlich ziemlich schwer werden. Vom ersten Stage ist man fast enttäuscht, da es ziemlich einfach ist und die Gegner kaum eine Chance gegen einen haben, aber schon bald merkt man, das der Schwierigkeitsgrad langsam ansteigt. Das ist gut gegen Langeweile und zieht die Spielzeit etwas hinaus. Was nicht heißen soll, das die Levels kurz wären. Ganz im Gegenteil. Sie sind einfach riesengroß und bieten MASSIG Geheimgänge, bzw. -verstecke und Boni. Auch sind einfach viele Puzzles verteilt, so das ein Durchrushen, wie in einem Sonicgame, nicht drin ist. Hier muss überlegt werden, welcher Schalter nun welches Tor öffnet, welche Wand einen Geheimgang bieten könnte, welche Bombe wo eingesetzt werden will und vor allem, wo der verdammte Schlüssel für die Tür da rechts unten im Level ist.


(Links: Die späteren Levels werden dann doch recht.. schwer. | Rechts: Geile Backgrounds?!)

Man hat also einiges zu tun in den Levels und in späteren Levels spürt man dann die Gegner noch dazu. Die fangen nämlich einfach an zu schießen und das nicht zu knapp. Ein Ausweichen ist dank der niedrigen Gänge und Katakombenlike Levels nicht immer möglich. Dabei ist das Gamedesign so ausgeklügelt, das es keine Sackgassen gibt und man stets weiter kommt. Auch wenn der Weg nicht ganz so offensichtlich ist und am Schluss nur durch Glück gefunden wird.

Die tolle, detaillierte und bunte Grafik setzt dem ganzen dann das Sahnehäubchen auf, ohne das mir das Spiel nur halb so gut geschmeckt hätte. Die Zwischengegner sind groß, die Bosse noch größer und die Hintergründe sind mit viel Liebe zum Detail gepixelt worden und bieten in jedem zweiten Stage ein anderes Thema. Und das alles auf nur einer Diskette?! Wie sick? Da muss ja auch noch die Musik drauf, die im ersten Augenblick zwar stark an alte Pornofilme erinnert, aber nach mehreren Minuten Aufenthalt in den Levels ihre wahren Qualitäten zeigt: Sie nervt nicht und hat eingängige Melodien. Hooray!

Hat Nicky Boum also auch negative Seiten? Ich finde schon. Manchmal locken einen Geheimgänge einfach in’s Wasser, was mit dem Abgeben eines Bildschirmlebens bestraft wird. Oder wir müssen irgendwo runter jumpen und können nicht nach unten schauen. Da springt man schnell mal in Wasser oder Stacheln. Das suckt, aber spätestens nach dem dritten mal Spielen eines Levels hat man sich die Stellen gemerkt und kommt gut voran.

Imho also ein astreines Jump’n'Run, das zu unrecht nur 60 % in diversen Reviews bekam. Aber damals gab’s halt auch Jump’n'Runs wie Sand am Meer. Da ist es nicht verwunderlich, wenn es zu dem Zeitpunkt noch etwas bessere Games gab.

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