Indiana Jones
AND THE KINGDOM OF THE CRYSTAL SKULL
~ Ein Review ohne Spoiler ~
1957 – Der kalte Krieg macht auch vor Henry Jones nicht halt und so befindet er sich mal wieder in einer prekären Situation. Nach den Nazis sind nun die Russen die bösen und ganz besonders Dr. Irina Spalko, die auf der Suche nach einem Artefakt ist, für dessen Bergung damals Henry Jones mitverantwortlich war. Richtig lame wird’s aber, als das FBI Dr. Jones dann verdächtigt, mit den Russen zusammen gearbeitet zu haben. Dr. Jones! Verdächtigt als Kommunist! Das ist zuviel für einen Mann seines Alters und so will er sich erstmal nach Europa verdrücken. Daran hindern kann ihn nur Mutt Williams, der Dr. Jones um Hilfe bittet. Sein Vater wurde entführt, als er auf der Suche nach einem Kristallschädel war, dessen Legende besagt, das er demjenigen, der ihn an seinen Bestimmungsort zurück bringt, unfassbare Macht verleiht.
Soso. Indiana Jones Teil IV. Made in 2006 bis 2008. Mit einem über 60-jährigen Harrison Ford. Ich denke meine Zweifel waren berechtigt. Das kann doch nix werden. Nicht nur das Indy nun ein “alter Mann” ist, nein, der Film wurde auch noch im Animationsjahrtausend gedreht, wo jeder scheißdreck computeranimiert werden muss, nur weil es möglich ist. Das kann doch nix werden.
So ein SCHEISSFILM!!!
Aber halt. Was ist das? Ich sitz im Kino und der Film fängt an. Die 50er / 60er Jahre. Rock’n'Roll Musik. In großen, den alten Filmen exakt gleichenden (!) Lettern: “A Steven Spielberg Film”. Die erste Überraschung also. Keine wilde Kamerafahrt mit computeranimierten Buchstaben. Keine Heavy Metal Musik oder sicke Filtereffekte. Einfach nur ein Anfang, der den alten Filmen 1:1 gleicht. Wow. Das ist Indiana Jones. Das sind die 80er Jahre, als Actionfilme noch Action boten und die Hauptdarsteller noch wirklich (!) cool und gestandene Männer waren. Genau das ist Indiana Jones. Und so kommt man also in den seltenen Genuss, im Jahre 2008 einen Film zu sehen, der fast nahtlos an seine Episoden aus den 80er Jahren anknüpft. Das ist absolut keine Selbstverständlichkeit und ich war mehr als froh, das zu erleben.
Begeistern kann hier von Anfang an Harrison Ford, der ganz einfach immer noch Indiana Jones ist. Etwas älter mittlerweile, aber deswegen nicht gebrächlicher oder uncooler als damals. Im Film selbst wird das Alter auch aufgegriffen. Es ist hin und wieder Thema, wird mit einem Augenzwinkern betrachtet und wirkt nie deplatziert. Das Thema des etwas älteren Dr. Jones hat eine Qualität, wie ich sie mir nie erhofft hatte. Es ist einfach da und man akzeptiert es sofort. Es wurde einfach perfekt damit umgegangen. Vielen Dank. Der Rest der Schauspielerriege ist nicht minder hervorragend. Vor allem der Jüngling an Dr. Jones’ Seite machte mir anfangs Sorgen. Aber auch er ist einfach perfekt integriert, zwar cooler Rocker der 60er Jahre, aber nie lächerlich und immer realistisch. Man hasst ihn einfach nicht und ich fand ihn sogar ganz symphatisch, was wirklich eine Leistung ist.
Fakt ist, das trotz all dem immer noch Dr. Jones hier die Hauptfigur ist und das verdientermaßen. Die coolen Sprüche kommen direkt aus dem 80ern und prügeln jeden noch so verkrampft coolen Spruch eines Vin Diesel in die Ecke, bis dieser nur noch kotzen kann. Das ist hier eine ganz andere Qualität! Das ist Indiana Jones, verdammt noch einmal!
Aber nun gut. Wir wollen nicht übertreiben und so muss ich auch die negativen Seiten des neuen Indiana Jones Streifen hervorheben. Die Action ist teilweise einfach zu KRANK übertrieben. Es erinnerte mich ein klein wenig an Charlies Angels. Zwar wird hier nicht gekämpft, während man gerade in die Tiefe fliegt und unter einem ein LKW explodiert, aber es gab truely unnötig übertriebene Szenen. Und ich verstehe nicht warum, denn die restliche Action die geht trotzdem 1A ab. Richtige Oldschool Action mit vielen Faustschlägen, wilden Verfolgungsjaden und dem nötigen Realismus, den man trotz allem Übernatürlichen, welches schon immer ein Thema von Indiana Jones war, dringend benötigt. Das bringt mich auch schon zum zweiten Kritikpunkt. Genauso übertrieben wie die Action war dann leider der Schluss. Da hätte ich mir ein geringfügig anderes Drehbuch gewünscht, aber was will man machen. Immerhin passt es in die Zeit, in welcher der Film spielt und wurde ggf. gerade deswegen benutzt.
Das alles ist aber eher ein minimales Ärgernis. Unterm Strich bleibt trotzdem noch der alte Indiana Jones Flair mit Spurensuche, Rätselentschlüsselung, Besuchen in fernen Ländern und überhaupt alles. Es ist ein truer Indiana Jones Film, wie ich ihn NIE für möglich gehalten hätte. Ich muss den Machern dafür auch mal danken, da ich mir schon vorstellen kann, dass das gar nicht so einfach ist. Immerhin haben ja die heutigen Zeiten auch großen Einfluss auf die Persönlichkeiten von Spielberg und Lucas. Ob sie es wollen, oder nicht, sie haben sich ja auch geändert und sind nun ein wenig andere Menschen, als noch damals in den 80ern. Aber irgendwie hat’s einfach geklappt.
Ich mag ihn. Mir gefiel er. Jawohl.