Star Wars Force Unleashed | 2008 | PS3 | LUCASARTS
Man muss es zugeben: Episode III machte seine Sache schon ziemlich gut und ließ die grausam angefangene neue Trilogie der Star Wars Serie würdig abschliessen. Doch zwischen den zwei Epochen geschah immer noch sehr viel. Eine Geschichte daraus will uns ‘Star Wars: The Force Unleashed’ erzählen. Die noch vor wenigen Monaten spürbare Angst um ein Spiel, dass lediglich eine pure Demonstration von Grafik und Physik ohne jegliche Story sein könnte, braucht man nun nicht mehr haben. Allerdings muss man auch nicht unweigerlich anfangen zu jubeln, wenn man darüber redet.
Story
Auf der Suche nach den wenig verbleibenden Jedis auf Kashyyyk findet Darth Vader einen kleinen Jungen. Er spürt, dass die Macht in ihm sehr stark ist und beschliesst in heimlich zu seinem Schüler zu machen, nachdem er dessen Vater getötet hat. Starkiller, wie er genannt wird, entwickelt sich zu einem mächtigen Kämpfer und wird Jahre später in die Pläne Vaders eingeweiht: Erst die restlichen Jedis töten, dann den Imperator.
Kritik
Die Geschichte die sich hier so standard liest, entwickelt sich später zu einem Plot mit enormen Tiefgang und zahlreichen Wendungen, die man in dieser Form bei Episode I-III vergeblich suchte. Einfach ausgedrückt: ‘The Force Unleashed’ bietet eine bessere Story, als sie George Lucas in den letzten 3 Filmen zur Schau stellen konnte. Und im Gegensatz zu vielen anderen Spielen, die einfach nur eine Geschichte aus dem Star Wars Universum erzählen, ist es hier im Prinzip tatsächlich Episode 3,5 die man förmlich erlebt und definitiv ein Zugpferd für den ein oder anderen Spieler sein wird, selbst wenn er keinen Bock mehr haben sollte.
Der von uns gespielte Protagonist ‘Starkiller’ (übrigens der ursprüngliche Nachname von Luke Skywalker während der Produktion von Episode IV) hats einfach drauf. Schon zu Beginn hat er die Fähigkeit massive Stahltüren per Machtstoß aufzubie.. aufzufetzen, Sturmtruppen per Blitzstöße bewegungsunfähig zu machen und sie nach Belieben in der Luft rumzuschleudern oder gigantische Schluchten zu überqueren. Und die Macht wird noch weiter ausgebaut, denn nach Erledigung eines Gegners erhalten wir Erfahrungspunkte, die Starkiller einen ganzen Satz neuer Fähigkeiten dazulernen lassen. So rennt man also durch Tie-Fighter Fabriken, Mülldeponien oder ziemlich sicke Pflanzenwelten, plättet mehrere Gegner (imperiale und republike, da ja nicht rauskommen darf, dass man Darth Vader gehorcht) und löst diverse Rätsel, bis man vor dem jeweiligen Endgegner steht. Nachdem man diesen, meist mit der typischen Hau-drauf-Taktik, auf ein vernünftiges Lebensenergiemaß runtergehandelt hat, beginnt ein Quicktime Event, der das Ende eines Kampfes einleitet. Das macht alles Spaß, keine Frage.. für 2 Stunden. Denn kommen wir gleich zu dem riesengroßen Problem von ‘The Force Unleashed’: Der Durchschnitt.
Das Spiel ist Durchschnitt. Von oben bis unten, von rechts bis links oder quer.. es ist Durchschnitt. Und das ist, aufgrund der einzigen Ausnahme (Story), ehrlich gesagt ziemlich schade, denn noch nie war mehr Potential für ein Star Wars Spiel da, als dieses Mal.
Es fängt bei der Grafik an. Sie ist teilweise echt abartig. Ich erwischte mich z.B. wie mich bei diversen Landschaften der Detailgrad erschlug und ich ungläubig auf den Bildschirm starrte, ob das jetzt wirklich keine Renderszene ist. Genauso wie die Gesichtszüge einiger Personen, wie z.B. von Starkiller, bei dessen Optik mein Höschen fast feucht wurde. Und als ich in einer Zwischensequenz Darth Vader im Schnee stehen sah, war ja wirklich endgültig alles vorbei. Er sah niemals besser aus! Krank. Ja.. und zum anderen gibt es dann aber auch Figuren. Gesichter, Landschaften, die ziemlich ernüchternd sind. Wenn Bäume asozial glänzen als wären sie aus Metall (More Filters FTW), dann ist das halt einfach nur lächerlich. So spielt ‘The Force Unleashed’ seine Stärken eher im inneren von Raumschiffen aus, als in der freien Natur. Auch die Animationen haben unterschiedliche Qualitäten, als wäre jede Figur von jemand anderem programmiert worden. In einer Szene laufen alle irgendeinen Gang entlang und es sieht normal aus, in der nächsten Szene latschen sie irgendwo rum und man denkt unweigerlich an dem berühmten Stock im Arsch.
Beim Sound geht dieses Prinzip dann weiter. Die Programmierer hatten vollen Zugriff auf das Star Wars Soundarchiv und nie hörte man es deftiger als heute. Tie-Fighter zischen in glasklarem DTS-Sound an mir vorbei, die Lichtschwerter haben ein wuchtiges Auftreten und setzt man die Macht höchstpersönlich ein, bollert einem der Bass aus den Boxen, dass es ja nicht mehr normal ist ey. ~_~ Hurengeil. Aber.. leider übertrieb man es auch deutlich. Das Lichtschwert hat Bass, ja. Aber leider halt auch die ganze Zeit wenn es lediglich aktiviert ist. Da Starkiller es nicht andauernd weg packt wenn er es nicht benötigt, nervt das nach einer Weile mit aufgedrehter Anlage schon ziemlich stark. Es ist einfach zu präsent und raubt anderen Objekten wie z.B. einer fallenden, riesengroßen Turbine akustisch die Show. Aber auch die Lautstärke von Sound, Musik, Sprache im Spiel oder den Zwischensequenzen schwankt enorm. Ich kämpfe mich durchs Level und höre die Musik kaum. Dann komm ich zu einem Endgegner und kämpfe mit Brachialsound gegen ihn. Sobald der Quicktime Event eingeleitet wird, tritt der Sound in den Hintergrund und die Musik ist lauter zu hören. Die darauf folgende Zwischensequenz bietet dann wieder ein komplett anderes Soundschema. Das ist alles ziemlich kacke, denn wenn ich im Quicktime Event einen Gegner durch eine Wand batsche, sollte das schon einen Wumms haben und sich nicht anhören als ob ich gerade im anderen Zimmer bin.
Abgesehen davon wurden diese Events sowieso ziemlich schlecht eingebunden, da sie z.B. ohne jede Vorankündigung stattfinden. Noch bevor man checkt das ein solcher Event eingeleitet anfängt, hat man die Chance, den richtigen Knopf zu drücken bereits verpasst, weil man halt gerade noch am button smashen war wie ein Blöder. Und schafft man es doch, wird halt eine Animation abgefahren wie sie hätte viel spektakulärer ausfallen können. Die Aktionen von Starkiller sind ja erste Sahne aber die Kamera fängt das Geschehen nicht filmisch ein. Sie ist hinter Starkiller. Immer. Und wenn er halt gerade an einer Wand steht, gibts einen Clippingfehler noch kostenlos dazu. Zu dieser langweiligen Art gesellt sich dann noch der Sound hinzu, der hier wieder zu leise ist (Wenn ich einen AT-ST in der Mitte durchtrenne erwarte ich halt schon mehr!?) und die Musik düdelt vollkommen unbeeindruckt weiter vor sich hin. Ich wollte es eigentlich nicht erwähnen.. aber man denkt halt einfach sofort an ‘God Of War’ und ist demnach ziemlich enttäuscht.
Und schließlich gibt es noch zwei richtig nervige Dinge in diesem Spiel. Zum einen ist das die Möglichkeit Gegenstände per Macht aufzunehmen, umherfliegen zu lassen und auf Gegner zu schleudern. Keine Frage.. was Lucasarts da an Physik reingebaut hat ist einfach nur fett. Zwar ist es schade, dass man einfache Eisenträger per Lichtschwert nichtmal zerhacken kann, dafür verhalten sie sich aber wenigstens genau so physikalisch korrekt, wie die Stormtroopers, in die man sie gerade geschleudert hat. ~_~ Und würde man automatisch den Gegenstand aufnehmen der in der Mitte des Bildes ist, wäre das noch besser. Aber leider gilt hier nur die Blickrichtung von Killerstar äh Starkiller. Da die Kamera in alle 348967 Himmelsrichtungen frei schwenkbar ist, ist man sowieso ständig damit beschäftigt sie in der richtigen Position zu halten (Wieso finden das alle anscheinend so toll? Ich hasse es mehr als Döner in Leipzig!?) und dann läuft das Ganze so ab: Man sieht einen Gegner auf sich zurennen, während man mit dem Rücken zu ihm steht. Drückt man jetzt ‘R2′, nimmt man aber nicht das riesen Metallstück auf, welches man als Spieler sieht und es dem Wesen so wunderschön an den Kopf schmeissen könnte. Nein. Starkiller sieht in diesem Moment vielleicht lediglich ein kleines Stöckchen.. UND WIRD ES NUN MIT ALL SEINER MACHT AUFNEHMEN!!! .. Zu allem Überfluss dreht sich jetzt auch noch die Kamera um 180° und.. tjopes. -_-
Das aber Allerschlimmste.. das wirklich Beknackteste und Unnachvollziehbarste ist das Menü. Während des Spiels kann man durchs Aufleveln Fähigkeiten hinzubekommen. Geil. Und man bekommt neue Lichtschwerter. Geil. Und für diese Lichtschwerter kann man verschiedene Fähigkeiten aktivieren. Geil. Ausserdem kann man seine Klamotten wechseln. Geil All das geschieht im Menü, dass man über ‘Select’ aufrufen kann. Das heisst.. man wartet erstmal 3-4 Sekunden bevor es erscheint. Dann kann man ein Untermenü auswählen und.. wartet.. erst einmal und dann.. erscheint das nächste Menü. Ich nehme mir ein anderes Lichtschwert und gehe im Menü zurück.. worauf ich.. war..ten muss und dann kann ich wieder ins Spiel aka okay, man merkt schon worauf ich hinaus will. HAAALLOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOO????????????? Warum ZUM TEUFEL muss ich JEDES MAL MEHRERE SEKUNDEN WARTEN, bis ich in ein Menü komme, oder irgendwas ändern will!?!? Sind die Menüs in 958456 x 656735 Bildpunkten oder was? Müssen sie immer erst neu berechnet werden? Muss da erst jedes Mal eine spezielle ‘Hauptmenüengine’ geladen oder gar installiert werden? Ich kapiere es nicht. Ich kapiere es nicht aber es nervt mich wie Hundescheisse an meinen Schuhen! Was gibts da bitte zu laden? Oje ey und wählt BLOSS kein neues Kostüm um Gottes Willen!!! Denn dann ist alles vorbei aka das Level muss dann einfach KOMPLETT NEU geladen werden und das dauert mindestens 20 Sekunden!!!! WHAT THE SHIT!??!
Okay. Das hört sich jetzt natürlich so an, als wäre es das schlechteste Spiel der Welt. Aber das ist nicht der Fall. In den ersten Stunden besitzt es genug Wow-Erlebnisse, um einen bei der Stange zu halten. Allein schon die erste Tür die man aufbricht, sorgt garantiert bei Einigen für eine runtergeklappte Kinnlade, weil es halt einfach aggressiv aussieht. Und die ganzen Combos kommen zwar nicht so cool wie in anderen Games aber wenn Starkiller eine Horde von Stormtroopers wegstößt und die zwei verbleibenden stilvoll aber entschlossen mit seinem Lichtschwert exekutiert nachdem er sie bewegungsunfähig gemacht hat, dann wirkt das schon eine ganze Ecke geiler, als in beispielsweise Episode I. Nur mit der Zeit hat man alles entdeckt und es fängt an langweilig zu werden, was bei einem Spiel mit gerade mal ca. 8 Stunden Spielzeit noch negativer auffällt. Man läuft durch mehrere Areale, plättet alle Gegner die so gut wie nie ein ernsthaftes Problem darstellen, erledigt langweilige Aufträge wie “Zerstören sie den Schildgenerator” und wartet darauf, dass der Endgegner ein bisschen Aufregung reinbringt. Und die Physikengine? Ja die ist geil aber sie wird halt spielerisch so gut wie nicht genutzt. Man kann alles Mögliche aufnehmen und rumschleudern. Leider macht das ziemlich selten einen großartigen Sinn. So etwas wie Taktik ist nicht wirklich gefragt, gescriptete Ereignisse findet man nur selten und ein paar Rätsel, die in Verbindung mit der Engine durchaus hätten für Anspruch sorgen können, wurden komplett ignoriert. Der Name des Spiels ist hier zwar Programm.. aber wirklich nötig ist es nicht.
Bleibt noch zu erwähnen, dass es das erste Spiel ist, bei dem es sich lohnt die ‘Art Gallery’ zu betrachten. Noch nie fand ich sowas toll, weil entweder ein Rahmen drum rum ist und das Bild halt einfach nur sauklein, oder es sind halt langweilige Kackbilder oder es ist halt ohnehin DVD und man muss für jedes Bild eine Sekunde warten und schlechte Auflösung und blabla. Hier nicht. Die Bilder sehen gelinde gesagt fantastisch aus, von der zeichnerischen Qualität mal ganz abgesehen. Nichtmal wenn ich 20 Jahre üben würde, könnte ich nur annährend sowas zeichnen. Geil.
Fazit
Das Potential ist da und das Produkt macht Spaß aber der ganz große Wurf ist Lucasarts leider nicht gelungen. Zu viel wurde sich auf einzelne Aspekte konzentriert die zum Schluss miteinander nix Rundes ergeben haben. Fakt ist, dass man ‘Star Wars: The Force Unleashed’ als vollwertige und gute Geschichte zwischen die zwei Trilogien quetschen kann. Fakt ist auch, dass es zum ersten Mal Lichtschwertduelle und die Nutzung der Macht gleichwertig, wie auch beeindruckend in einem Spiel vereint. Und Fakt ist, dass es im Ganzen leider nicht über ein gehobenes Mittelmaß hinauskommt.