Ebola Syndrome

Ebola Syndrome
(伊波拉病毒| hong kong 1996 | herman yau | dvd: diskotek media)

Nachdem Kai (Anthony Wong) in Hong Kong seinen Arbeitgeber samt Familie umbringt, flieht er nach Südafrika, wo er in einem kleinen Restaurant arbeitet. Bei einem Ausflug zum Stamm der Zulu, hier soll günstig ein Schwein gekauft werden, stellen er und sein Boss (Vincent Wan) fest, dass der halbe Stamm vom Ebola-Virus infiziert ist. Dennoch lässt Kai es sich nicht nehmen, auf der Rückfahrt eine sterbende Afrikanerin zu vergewaltigen. Er wird mit Ebola infiziert, ist jedoch einer der wenigen, die den Virus in sich tragen und verbreiten können, ohne selbst seinen Symptomen zu erliegen. Kai tötet also kurzerhand auch die südafrikanische Restaurantbelegschaft, die er natürlich vorher infiziert hat, und verarbeitet sie zu Hamburgern. Und das ist erst der Anfang.

Zusammen mit The Untold Story gilt Ebola Syndrome als einer der zwei abartigsten Filme, die jemals die Hong Konger Kinos beehrt haben. Ersterer führte zu einer kurzen Welle von Gore- und gewaltlastigen Cat III-Granaten, zu der Herman Yau mit diesem Film kurz zurückkehrte und die mit dem ’97er Handover wieder ihr Ende fand. Nachdem ich beide Werke nun in relativ kurzem Abstand gesehen habe, kann ich sagen: Ebola Syndrome ist der weitaus krankere Film. Selbst mir, als hartgesottenem Cat III- und Exploitationfan, fällt nichts anderes ein, als dieses Werk als gleichzeitig abscheulich, krank, bescheuert, lustig, hurengeil, und total abstoßend zu bezeichnen. Man fragt sich: Wer denkt sich sowas aus, und was ist da in der Kindheit schiefgelaufen? (Laut Aussage Herman Yaus im auf der DVD enthaltenen Interview entstammt die Idee ursprünglich Wong Jings Fantasie…wen wundert’s?). Es scheint, als hätten die Produzenten und Autoren Brainstormingkonferenzen abgehalten, in denen es galt, die perversesten Dinge zu finden, die man auf Film festhalten kann. Man sieht Kai, wie er in Fleichstücke wichst und diese später kocht, wie er den Kopf eines Mannes mittels einer Tür abtrennt, eine wild krampfende, sterbende Afrikanerin vergewaltigt, Huren mit Ebola infiziert, Männern Scheren in die Hoden rammt…


…und das ganze macht einfach einen
Heidenspaß. Nennt mich geschmacklos, aber spätestens, wenn Anthony Wong wie vom Teufel besessen durch Hong Kong rennt, ein halbtotes Kind auf dem Arm, wahllos Leute mit seinem Blut bespuckt und dabei “Let’s spread Ebola together!” schreit, konnte ich mir das Grinsen nicht mehr verkneifen.

Ebola Syndrome zu sehen ist wie sich selbst in die Eier zu schlagen, wenn man besoffen ist. Klar, dass hier niemand ernsthafte Absichten hatte, einen guten Film zu machen. Um so bemerkenswerter, dass trotzdem auch aus technischer Sicht ein grundsolides Resultat herausgekommen ist. Anthony Wong mimt psychopathisch, routiniert und ist einfach saugut, der Soundtrack überraschend atmosphärisch, zudem spielt die Hälfte des Films einfach in Südafrika. Dort findet Herman Yau sogar Zeit (und Budget) für einige schöne Naturaufnahmen inkl. einer ungemütlichen Begegnung mit einem Leoparden (?), und der Inszenierung eines abgefahrenen Stammesrituals. Die Goreeffekte sind auch heute noch mehr als respektabel einzustufen. Ja, Ebola Syndrome kann man vieles vorwerfen, nur eines nicht: Billig zu sein.


Großes Lob gilt auch der neuen DVD des Films, produziert vom kleinen amerikanischen Label Diskotek Media. Sie remasterten den Film und verpassten ihm einen fantastischen Transfer, wodurch das Bild einfach perfekt und glasklar erscheint. Ältere HK-Filme in dieser Qualität zu sehen ist ein Ereignis, das sich sonst nur auf die Werke John Woos beschränkt.

Außerdem gibt’s einen ungemein informativen Audiokommentar von Herman Yau und Anthony Wong, sowie ein ebenso aufschlussreiches wie lustiges, fünfzehnminütiges Interview, hauptsächlich mit Herman Yau. Anthony Wong sitzt für die ersten zwei Fragen einfach mit einer Sonnenbrille daneben und nickt, wenn Yau, in Beatles-Shirt, fertiggeredet hat, worüber er dann beim zweiten Mal lachen muss. Derartig bodenständige und sympathische Momente werdet ihr in keinem 0815-Hollywood Making-Of finden.

Abschließend bleibt nur zu sagen…logisch, dass Ebola Syndrome Geschmackssache ist. Wie bei anderen Cat III-Filmen fällt eine Bewertung nicht leicht. Ich zücke also mal ganz starke

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