Where A Good Man Goes

Where A Good Man Goes
Johnnie To | Hong Kong | 1999

Michael (Lau Ching-Wan) ist gerade aus dem Knast entlassen worden und steigt erst einmal in einem kleinen Hotel in Macau ab. Natürlich erst, nachdem er ein paar Taxifahrer verprügelte. Michael, der lautstark noch ein paar verbleibende Schulden eintreibt, seine Gangsterkumpels und dazu ein Polizist (Lam Suet) der ihm ständig auf der Lauer ist, halten die Hotelbesitzerin Judy (Ruby Wong) auf Trab. Das Leben könnte ganz normal weiter laufen, wenn Michael nicht so ein sicker Assi wäre. Oder ist er tief im Inneren doch ein guter Kerl? :Q

Lau Ching-Wan ist Hong Kongs most sexiest Schauspieler. In Mad Detective dachte ich noch, dass er durch seinen Kopfverband und diverse andere unvorteilhafte Szenen etwas… bedäppert aussah, aber hier ist er einfach most suave Gangster. Schwarze Hosen, Rollkragenpullover Grau und eine schwarze Lederjacke. Mehr braucht er nicht, um auch den heterosten aller Heteros einen Boner in die Hose zu zaubern. Sein Blick, seine Coolness, da muss man einfach wanken. Etwas irritiert und enttäuscht war ich dann letztenendes aber vom Charakter im Film, den er spielte. Er war ja truly einfach nur ein krankes Arschloch? Ich hätte mir etwas mehr Szenen mit ihm und der Hotelbesitzerin gewünscht. Und zwar nicht so erzwungene, wie die, in welcher er ihren Sohn zu einem Ausflug mitnimmt. Auch nicht wie die, in der er sie einfach versucht zu rapen sondern viel mehr Szenen wie die am Schluss, wo er ihr sagt, dass er sich in ihrem Hotel am wohlsten gefühlt hat, während jeder andere Hollywoodkackfilm mindestens dreimal die Worte “need”, “love” und “you” in einem Satz verwendet hätte. Das fehlte mir dann irgendwie ein wenig.

Vielleicht lag es auch daran, dass er mehr mit der Eintreibung von Geldern beschäftigt war und dauernd Lam Suet im Nacken hatte, anstatt im Hotel zu verweilen. Es gab’ zwar hier und da Szenen des gemeinsamen Essens, der Reparaturarbeiten im Hotel, die er ausführte und ähnliches, aber größtenteils war er dann doch ständig ein Arschloch. Aber najo. Dafür gewann Lam Suet den Oscar für die längsten Warzenhaare EVER und Ruby Wong spielte schön dezent und hielt überwiegend die Fresse. Positiv fiel mir der Soundtrack auf, der zwar super synthetisch und teilweise etwas cheezy klang, aber größtenteils trotz allem überzeugen konnte. Die Kameraarbeit sowieso, auch wenn das die Mei-Ah DVD durch die VCD Qualität nicht ganz so rüber bringen konnte. Das war ja echt unter aller Sau und auf The Mission Niveau. Aber ich will mich nicht beschweren, immerhin war der Titel nicht den kompletten Film über eingebrannt, wie in The Mission. LÜLZ!

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Rogue Trader

R O G U E . T R A D E R
aka Das schnelle Geld – Die Nick Leeson Story ~_???

Bin mal wieder hängen geblieben. Also geistig zwar auch, aber jetzt meinte ich im Fernsehen. Bei einem Film.

In diesem Film ging es um Nick Leeson, ein Derivatenhändler britischer Abstammung, der in den neunziger Jahren den Zusammenbruch der 200 Jahre alten Barings Bank in England verursachte und die internationalen Finanzmärkte zusammen krachen ließ. Durch seine Transaktionen und die Tatsache, dass er ausnahmsweise Händler und Kontrolleur zugleich war, schaffte er es innerhalb von wenigen Jahren Unsummen an Schulden zu machen, die der Bank schließlich das Genick brachen am Schluss.

Als ich Ewan McGregor sah, eine Stimme aus dem Off hörte und im deutschen Titel “Die Nick Leeson Story” las, wusste ich, dass der Film intressant sein könnte. Stimmen aus dem Off und “Story” im Titel bedeuten in 70 % aller Fälle eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. Und sowas ist immer ziemlich interessant, imho. Auch dieser Film war relativ interessant und das obwohl er von einem Thema handelt, wie es mich weniger eigentlich nicht interessieren könnte. Der Handel mit Derivaten, von denen ich nicht einmal genau weiß, was sie sind. Aber das will einem der Film Gott sei Dank auch nicht aufzwingen oder großartig erklären. Er schaffte mit den Dialogen einen guten Zwischenweg, zwischen Derivatenhandlungsaction und einer Story, die man trotzdem noch versteht. Man kann nur erahnen, was Nick Leeson da veranstaltete, aber das reicht ja auch aus.

Ewan McGregor war dann sowieso recht style und zu allem Überfluss spielte der Film auch noch in Singapur (und in einer geilen Szene am Schluss in Deutschland am Frankfurter Flughafen?! xD). Klar, dass ich schauen musste. So im Nachhinein war es ein netter Film, mit einer interessanten Story und ein paar sicken Szenen, wenn man bedenkt, das Nick Leeson so 400 Millionen GBP Schulden machte und eine 200 Jahre alte Institution (die Bank der Queen!) in den Ruin trieb. xD? Aber auf DVD brauche ich ihn jetzt nicht. Nicer TV Film.

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Mad Detective

M A D . D E T E C T I V E
JOHNNIE TO . WAI KA-FAI

Bei einer Verfolgungsjagd in den Büschen Hong Kongs gehen zwei Dinge verloren. Ein Inspektor namens Wong und die Waffe seines Partners Chi-Wai (Lam Ka-Tung), welcher es wie durch ein Wunder unversehrt zurück zur Wache schaffte. 18 Monate ist das nun her und Inspektor Ho (Andy On) hat immer noch keine Spur. Da erinnert er sich an einen ehemaligen Polizisten namens Bun (Lau Ching-Wan), der damals nicht nur großartige Polizeiarbeit leistete, sondern leider gleichermaßen verrückt war.

Inspektor Ho bittet ihn um Hilfe.


(Links: Minute für Minute werden wir mit geilen Einstellungen wie z. B. dieser hier verwöhnt. | Rechts: Bun hat so seine eigenen Methoden Verbrechen zu rekonstruieren.)

Ach immer das gleiche. Johnnie To regt mich echt auf. Wie soll man ein Review zu einem Johnnie To Film bitte noch anfangen? Man hat gar keine Wahl mehr. Ich kann doch nicht schon wieder ein Review eröffnen, in dem ich über die Geilheit seiner Filme oder die Geilheit des Johnnie Tos ansich schreibe. Auch ist es immer eine Scheiße mit seinen Filmen. Man vergibt in der Regel 4 bis 5 von 5 erreichbaren Punk… huch?! Penen meinte ich natürlich und weiß aber leider nicht warum genau. Gleiches gilt für Mad Detective, wobei ich hier immerhin gleich mal den Anfang als Beispiel anführen kann, warum Johnnie To eigentlich so geil ist. Wenn man für ein paar Minuten Bun bei einer Rekonstruktion eines Verbrechens sieht, bei dem er sich in einen Koffer packt und die Treppen runter schubsten lässt, danach raus springt und sagt: “Der Eisverkäufer ist der Mörder!” und schon einen Schnitt später sieht, wie er dem alternden Polizeichef zu seiner Pension sein ganz persönliches Geschenk überreicht und danach der Titel eingeblendet wird, dann… ja dann weiß man schon, dass man einen Johnnie To Film schaut.

Man lacht, man ist verwundert, man kann kaum glauben, was man da sieht und man ist einfach nur gespannt, wie es weiter geht und das bei einer ausgelutschten Geschichte wie dem Standardwerk: Junge Polizisten müssen alternden Ex-Polizeihelden zu Rate ziehen, blah. Das kann nicht jeder. Sich dabei noch etwas neues auszudenken ist anscheinend so schwer, das es nur ganz wenige Menschen auf dieser Welt schaffen. Johnnie To (bzw. Wai Ka-Fai) ist einer davon.


(Links: Baha, was geht’n? | Rechts: Oh Gott! Drei Waffen auf drei verschiedene Personen gerichtet. So ein Pistolen Wirrwarr gab’s ja noch nie! Aka doch, aber das hindert Johnnie To doch nicht daran, es immer wieder neu zu erfinden?!)

Johnnie To zeichnet des Weiteren aus, das es einfach so weiter geht. Irgendwie ist von Anfang an klar, wer der Böse ist, aber man weiß nicht wieso und warum und will überhaupt sehen, wie es weiter geht. Es bleibt spannend und spätestens, wenn man kurz vor Schluss noch einmal kurz in die Irre geführt wird, macht man sich in die Hosen, weil man Spaß bei einem Film hat. Dabei ist mal wieder Lau Ching-Wan der geilste, der den verrückten Bun spielt, als… wäre er Bun. Gerade die unberechenbaren Szenen mit Bun heben den Film von anderen ab und machen am meisten Spaß. Das Verwirrspiel mit mehreren Persönlichkeiten (Bun kann das Innere von Menschen sehen) addet zusätzlichen Reiz und regt zum Überlegen an, während einen die hurengeile Kameraarbeit auch visuell verwöhnt und belohnt. Die anderen Schauspieler gehen zwar neben Lau Ching-Wan etwas unter, vor allem Andy On, was etwas schade ist, aber dafür kann Lau Ching-Wan halt auch locker einen Film alleine tragen. Die Musik fand ich zwar gut, aber leider etwas wenig. Dafür kann man sich sicher sein, das sie auch genau da hin gehört, wo sie ertönt. Das kann man nicht von jedem Film behaupten, wo z. B. das Maintheme ertönt, wenn der Hauptdarsteller kacken geht.

Tjo. Johnnie To halt. Alles perfekt wie immer. Was soll man dazu sagen? Spannend, involvierend, toll gefilmt, handwerklich perfekt, gute Musik und die besten Schauspieler (die besten, nicht die jüngsten oder schönsten) ganz Hong Kongs. Wenn Johnnie To mal einen Autounfall hat, dann muss ich leider kotzen und mich ebenfalls umbringen. Bis dahin aber…

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Erin Brockovich

Erin Brockovich
Stephen Soderbergh 2000

Erin Brockovich (Julia Roberts) ist Mutter dreier Kinder (eine Milf) und auf Jobsuche, da nicht einmal ein Mann im Haus ist, der etwas Kohle rein bringen könnte. Ihre 2 Ex-Männer waren selbstverständlich eine Enttäuschung und sind längst weg. Als sie eines Tages nach einer erneuten Absage bei der Jobsuche nach Hause fährt, wird sie auf einer Kreuzung von einem Jaguar gerammt. Ed Masry (Albert Finney) ist Anwalt und soll sie vertreten und den Jaguar (finanziell) bluten lassen. Das hätte auch fast geklappt, wenn Erin nicht völlig ausgeflippt wäre und den Angeklagten als Wichser bezeichnet hätte. Wieder kein Geld. Da sie der Meinung ist, ihr Anwalt habe an dem vermurksten Gerichtsverfahren Schuld, fängt sie kurzerhand bei ihm zu arbeiten an (?) um wenigstens endlich wieder einen JJob und somit Geld zu haben. Ihrer Hartnäckigkeit ist es zu verdanken, das sie dort bleiben kann.

Beim Durchstöbern von Akten fallen ihr beim Fall der Familie Jensen plötzlich Ungereimtheiten auf. Sie fragt Ed Masry, der gerade ein Telefonsexgespräch führt, ob sie den Fall bearbeiten und mehr heraus finden darf. Da der Anwalt gerade einen Boner hat, kann er nicht mehr klar denken und sagt einfach ja…

So macht sich Erin auf die Suche nach Hinweisen.


(Die geile rothaarige Anwältin (Rechts) sieht man leider nur am Schluss des Filmes. Hier hätte ich mir eine heiße Lesbenszene zwischen Julia Roberts und ihr gewünscht…)

Bin gestern abend noch hängen geblieben und watchte ihn einfach fertig. Ich glaube es war Julia Roberts und die Tatsache, das man sie andauernd nur in kurzen Röcken und engen Oberteilen sieht, die mich etwas bei der Stange (AHAHAHAHAhahahahahaHAeHAha) hielten, aber spätestens nachdem Erin beim Anwalt anfängt zu arbeiten, wird man neugierig, was das nun geben wird.

Der Film erzählt die wahre Geschichte (also true Story) der Erin Brockovich-Ellis, die in den neunziger Jahren einen Umweltskandal um den Gas- und Stromriesen PG&E im kalifornischen Hinkley aufdeckte. Dort wurde zwischen 1950 und 1980 Chrom 6 in das Grundwasser abgegeben und die ganze Region verseucht. Die Einwohner Hinkleys hatten und haben Jahre lang Krankheiten, die sogar an die Kinder vererbt wurden. Erin Brockovichs Nachforschungen führten zu einer erfolgreichen Gerichtsverhandlung wo den Geschädigten die Rekordsumme von 333 Millionen US Dollar zugesprochen wurde.


(Haben gut Lachen: Die echte Erin Brockovich, die tatsächlich eine Milf ist und der Echte Anwalt Masry.)

Erin Brockovich war allerdings kein Anwaltsfilm, in dem wir immer und immer wieder trocknete Plädoyers vorgebetet bekommen, sondern zeigt viel mehr die absolut sicke Erin Brockovich bei ihren Nachforschungen und ihrem (geilen) Umgang mit Menschen. Julia Roberts sieht man ja oft eher als Diva oder ganz liebes tolles Mädchen, aber hier darf sie mal so richtig die Sau raus lassen, Wichser, Arschloch und “(…) also machte ich das, was ich am besten kann und lutschte 611 Männern den Schwanz.” sagen. Das führt natürlich zu vielen lustigen Momenten, vor allem mit dem Anwalt Ed Masry, der ebenfalls ziemlich geil ist und wunderbar gespielt wird von Albert Finney. Richtig spannend war er zwar nicht, da früh absehbar war, wie es ausgehen wird, aber dafür war man gerne dabei und hatte Spaß.

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The Banquet

The Banquet

Feng Xiaogang | 2006

 

China im Jahre 907 nach Christus. Das Reich ist in zehn Königreiche zerbrochen und fünf Dynastien streiten sich darum. Der Kaiser wurde von seinem eigenen Bruder (Ge You) ermordet, woraufhin dieser nicht nur dessen Thron besteigt, sondern sich gleich noch seine Ehefrau (Zhang Ziyi, kein Wunder also.) schnappt. Da die Frau des neuen Kaisers aber einst in Prinz Wu Lan (Daniel Wu) verliebt war, lässt Kaiser Li ihn einfach töten. Prinz Wu Lan jedoch lebt seit langem als Gay Ausdruckstänzer und entzieht sich so mit ziemlich sicken Moves und viel Glück dem Attentat des Kaisers. Als er darauf hin zurück in den Palast kehrt, scheint eine alte Liebe wieder aufzuflammen.

“The Banquet” ist eher als Kostümfilm mit Wuxiaelementen anzusehen. Wuxia, ein sehr bekanntes und beliebtes Genre der chinesischen Literatur sowie des chinesischen Filmes, ist bei “The Banquet” eher zweitranging und der Fokus liegt hier ganz klar beim Drama. Somit wird “The Banquet” mit seinen 130 Minuten Laufzeit dann doch stellenweise etwas langatmig. Damals mag es sich zu Hofe des chinesischen Kaisers geziemt haben, sich langsam zu bewegen und überhaupt hatte man damals ja nichts anderes vor (Wii, IRC, etc.), aber dem heutigen Publikum erscheint die Langsamkeit des öfteren eher als fremd oder gar langweilig. So tat sich Feng Xiaogang gut daran sein Drehbuch mit den besten Ideen verschiedenster, altbewährter Romane (z. B. Hamlet) zu füttern und schafft es so einen tatsächlich wach zu halten. Der Ehrlichkeit halber muss ich aber zugeben, das ich Hamlet nie las oder sah und somit keine Rückschlüsse auf den tatsächlichen Einfluss auf den Film ziehen kann. Ich muss somit anderen Reviewschreibern etwas vertrauen schenken. Die Geschichte hält zwar nichts weltbewegend neues oder gar überraschendes bereit – ja selbst der Schluss wirkt dann etwas zwanghaft – kann aber durchaus überzeugen und überraschte mich etwas in ihrer Transparenz, da ich oft mit den Verwandschaftsverhältnissen zu Hofe des chinesischen Kaisers so meine Probleme habe. Ganz schwierig wird es dann, wenn eine Intrige der nächsten folgt, aber wie gesagt, gottseidank nicht bei “The Banquet”.

Somit ist der Plot ansich zwar etwas flach, aber die Lücken füllt Feng Xiaogang mit Bildern aus. Mit unfassbar tollen Bildern. “The Banquet” ist optisch einfach so voller Details, so wunderschön und insich absolut stimmig, das man die Szenerien einfach nur genießen kann. Wer sich an wunderschönen Bildern erfreuen kann, dem sei “The Banquet” sehr an’s Herz gelegt. Die gewählten Farben, das dominierende Schwarz, das Licht, die Kostüme und die unglaublich aufwändigen Sets machen “The Banquet” einzigartig und die DVD Special Edition tut sich gut daran, gleich ein Artbook mitzuliefern. Im direkten Vergleich zu “Curse Of The Golden Flower” wirkt “The Banquet” sogar weniger eintönig und einfach viel grandioser.

Aber selbst da hört es noch nicht auf. Der gewählte Cast kann durchweg überzeugen und hat keinen einzigen Aussetzer. Besonders Daniel Wu fällt positiv auf. Auch Ge You und Zhang Ziyi bringen gekonnt etwas Sinnlichkeit in die oft sehr kühle Athmosphäre am Hof. Feng Xiaogang hat kapiert, das es für Sinnlichkeit und Emotionen zu etwas mehr bedarf, als nur zurückgehaltene Tränen in eisernen Geischtern. Dazu der außergewöhnliche Soundtrack von Tan Dun, der unsere Ohren mit weiblichen Gesängen und westlichem Orchester umschmeichelt sowie das ganze mit klassischen, chinesischen Instrument garniert und fertig ist eine grandiose Atmosphäre, die von den letzten Vertretern des Genres nicht erreicht wurde. Schade, das die Screenshots dem eigentlichen Geschehen auf der Leinwand nicht im geringsten gerecht werden. Mal wieder..

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My Heart Is That Eternal Rose

MY HEART IS THAT ETERNAL ROSE
hong kong 1989 | patrick tam

Ex-Triadenmitglied Cheung (Kwan Hoi San) bekommt eines schönen Tages den Auftrag, den Sohn (Cheung Tat-Ming) eines großen Gangsterbosses illegal nach Hong Kong zu schmuggeln. Er lehnt den Auftrag besser nicht ab und besorgt sich Rick (Kenny Bee) und einen korrupten Polizisten (Ng Man Tat), die ihm dabei helfen sollen. Der korrupte Bulle wird dabei immer geldgierieger und so kommt es, wie es kommen muss; der Sohn des Gangsterbosses stirbt. Der Polizist gleich mit und so würde sich der ganze Hass der Triaden nun auf Cheung und Rick konzentrieren. Da beschließen sie lieber abzuhauen. Doch bevor Rick mit seiner hurengeilen Freundin Lap (Joey Wang) abhauen kann, wird Cheung gekidnapped. Lap beschließt einen Triadenboss Sheng um Hilfe zu bitten. Klar, das er sie erstmal geil rapen will und einfach zwingt seine Frau zu werden, wenn er ihren Vater retten soll.

Ich hätt’s nicht anders gemacht.


(Links: Kenny Bees Gesichtsausdruck verändert sich nur manchmal derart | Rechts: Hong Kong ist so geil, das man selbst als heterosexueller Mann, homosexuell werden würde, wenn der künftige Lover einem versprechen würde mit ihm in Hong Kong zu leben. Für immer.)

My Heart Is That Eternal Rose, dessen Titel recht lang ist, fängt ziemlich oldschoolig wie ein Bloodshedfilm an, wird danach aber immer wieder durch Joey Wangs Liebe zu Kenny Bee und anderen Sehnsüchten unterbrochen. Bzw. durchzogen. Das schadet dem Film aber nicht halb so wenig, wie die Insenierung, die irgendwie etwas schüchtern daher kommt. Irgendwie wartet man ständig, das etwas passiert und fragt sich kurz vor Schluss, ob’s das nun schon war und warum Joey Wangs Character z. B. nicht schon eher abhaute. Ach, irgendwie alles ziemlich komisch.


(Links im Bild: Joey Wang ist der Inbegriff von SEX im Hong kong der 80er. Aber selbst heute sieht sie einfach absolut genial aus.)

Dazu kommt ein zwar wunderbar schüchterner und präsenter Tony Leung Chiu-Wai, der teilweise allerdings so lächerlich aussieht, das man lachen und weinen muss. Kenny Bee guggt entweder super cool, oder… super cool. Nur in ganz wenigen Szenen ändert sich ein Ausdruck, das ist meistens dann, wenn er angeschossen wird. Ihm hätte etwas mehr Tiefe nicht geschadet. Jetzt pastete ich soviel Bilder, vor allem das von Joey Wang und hab’ gar nicht soviel zum Film zu schreiben, da er einfach nur ok war. Das einzige was auffällt, ist der scary Soundtrack, welcher dem Film teilweise eine ziemlich düstere Stimmung verleiht und die geile Cinematography von Christopher Doyle. Die Farben der 80er sind Neon, bunt und grell und all das fängt er mit einer Leichtigkeit ein, das man sich gerne hin und wieder einen Screenshot machen und ihn sich an die Wand hängen möchte.


(Links: Ja, das ist Tony Leung. Also… Baha.. xDDDDDDDD | Rechts: Sogar Ng Man Tat sieht in diesem Film cooler aus.)

Ansonsten fehlt irgendwie etwas, um ihn auf die Stufe eines richtig guten Films zu hieven. Die paar Shootouts sind durchgehend sehr nice gemacht und dank Christopher Doyle mit ein paar tollen Zeitlupen, -raffern und anderweitigen Stilmitteln durchpflügt, aber es sind eben nur ein paar Shootouts. Obwohl Joey Wang mit ihren dicken Lippen und den bei halboffenem Mund hervortretenden Schneidezähnen so megageil wie schon lange nicht mehr aussieht und Tony Leung als Nebencharakter eine wirklich gute Figur macht, kommt kein Drive in den Plot. Man langweilt sich ganz dezent. Da war der Anfang mit Ng Man Tat und einem krass jungen Cheung Tat-Ming (sein erster Film?) noch mit am besten.

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Bullet In The Head

BULLET IN THE HEAD
john woo | hong kong | 1990

Hong Kong 1967. Die drei Freunde Ben (Tony Leung Chiu-Wai), Frank (Jacky Cheung) und Paul (Waise Lee) leben in ärmlichen Verhältnissen, sind aber relativ glücklich, da sie einander haben. Nichts kann ihre Freundschaft brechen. Als Ben beschließt seine durchaus sehr sexy aussehende Freundin zu heiraten, macht sich Frank auf, um sich Geld zu leihen. Das anstehende Hochzeitsbankett will schließlich auch bezahlt werden. Leider fällt Frank – kaum das Geld in der Tasche – direkt in die Hände von Ringo, der ihm erst einmal ordentlich eine Flasche gegen den Kopf knallt, da Frank ihm eigentlich noch Geld schuldet. Blutend beim Hochzeitsbankett angekommen, kann Ben nicht weiter zusehen und zusammen suchen sie Ringo auf. Es kommt zum Kampf und Ringo stirbt. Aus den Freunden sind nun Mörder geworden.

John Woo ist ja eigentlich total overrated. Zwar ist er für geniale Filme wie The Killer oder A Better Tomorrow mitverantwortlich, aber die Filme davor konnte man in die Tonne treten und die Filme danach erst recht. Von seinen Hollywood Eskapaden mal ganz zu schweigen. Aber dafür sind die wenigen guten Filme von ihn dann auch wirklich gut. Bullet In The Head ist einer von ihnen. Ursprünglich war BITH, wie ich ihn von nun an nennen werde, als A Better Tomorrow Teil 3 geplant, aber aufgrund von Streitigkeiten mit Tsui Hark oder was weiß ich, kam es nicht dazu. ABT 3 wurde ein hurenlamer Film und BITH ein ziemlich geiler Streifen über die Freundschaft dreier Hong Konger Jungs, die in den Wirren des Vietnamkrieges auf die Probe gestellt werden soll.


(Links: Das Hochzeitsbankett von Ben und dessen super süßer Freundin | Rechts: Die Ereignisse am Tiananmen Platz inspirierten Woo zu dieser Szene.)

So lässt sich der Film fast in zwei Teile teilen. Einmal die Geschehnisse in Hong Kong (Wenn auch kurz) und einmal die Action in Vietnam. Anfangs könnte man noch meinen einen der zahlreichen Hong Konger Bloodshedfilme zu schauen, aber schon mit der Ankunft in Vietnam wird klar: Jetzt wird’s sick. BITH ist imho mit der emotionalste und dadurch auch der brutalste Film von John Woo. Gerade die Szenen in Vietnam lassen, im Hinblick auf die realen Hintergründe, ein mulmiges Gefühl in einem zurück und wissen, trotz Jacky Cheungs Overacting, wo sie einen treffen müssen. Hier bekommen John Woos Zeitlupen eine ganz andere Funktion. Die Coolness ist plötzlich weg und musste den Platz tauschen mit blankem entsetzen. Auch der exorbitante Einsatz von Blut wirkt hier eher für die Aussage anstatt der Optik, geschweige denn Coolness. Krieg ist ernst, Krieg ist brutal, Krieg ist erbarmungslos. Das wollte John Woo zeigen und genau das kommt rüber. Dabei wirken die Szenen gottseidank nicht aufgesetzt, sondern passen sich relativ gut in den Handlungsstrang ein. Außer Krieg in Vietnam, gibt es da noch die schon angesprochene Freundschaft der drei Hong Kong Chinesen. Diese bekommen wir unmittelbar mit, da es fast keine Minute im Film gibt, ohne mindestens zwei der Freunde im Bild zu haben. Wir sahen sie zusammen in Hong Kong, als noch alles in Ordnung war. Ja, sogar Waise Lee durfte etwas lachen. Wir erleben ihre Flucht nach Vietnam, die Schießereien, die Flucht in Vietnam vor den Soldaten des Vietcongs. Bis zur 131sten Minute kleben wir an den drei Jungs und können nicht anders, als mit ihnen mitzufühlen, sie zu verstehen und sie zu mögen.


(Links: Die Schießerei in der Bar ist einfach die dickste | Rechts: Simon Yam als teils gayer, aber trotzdem cooler ex-CIA Agent.)

Das ist sicherlich nicht nur dem Drehbuch zu verdanken, sondern auch zu einem großen Teil den Darstellern, die alle vier Veteranen des Hong Konger Kinos sind. Vier? Genau. Simon Yam ist noch dabei und spielt so homoerotisch er nur kann. A… ab… absolut überzeugend. Einzig und allein Jacky Cheung fällt hin und wieder durch sein absolut krankes Overacting negativ auf, aber evtl. passt es auch zum Charakter. Wer weiß. Gerade am Schluss sehen einige Szenen dank ihm leider etwas unglaubwürdig aus. Der Rest, Tony Leung Chiu-Wai und Waise Lee, sind geil wie eh und jeh und trotz dem etwas unpassendem Setting für einen Tony Leung Chiu-Wai fügt dieser sich nahtlos in das Geschehen ein und überzeug mal wieder auf ganzer Linie.

Die Inszenierung der Schießereien ist, wie von Woo eben gewohnt, ziemlich nice, ziemlich detailliert, ziemlich dreckig, ziemlich blutig, ziemlich abgefahren. Einzig und allein der Angriff der Amerikaner wirkt etwas komisch und lässt zusammen mit dem Ausrutscher des Soundtracks eher “Missing In Action” oder “Rambo” Stimmung aufkommen, was meiner Meinung nach nicht so recht passt. Ansonsten ist der Soundtrack aber recht gelungen. Es gibt wieder ein schönes Main Theme, welches auch bis zum Ende ausgequetscht wird, wo es nur geht. Aber hätte schlimmer kommen können.

So ist der Penenabzug einzig und allein Jacky Cheung zu verdanken, welcher einfach zu over the top ist. Ansonsten überzeugt BITH auf ganzer Linie und lässt einen so schnell nicht los. Definitiv John Woos bester Film, bevor er sich dazu entschied in Hollywood nur noch Kotze auf Zelluloid zu bannen.

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Postman Blues

Postman Blues
(posutoman burusu | japan 1997 | sabu | dvd: asian film network)

Ryuichi Sawaki (Shinichi Tsutsumi) ist ein einfacher Postbote. Freunde hat er eigentlich nicht, und seinen Job kann er auch nicht leiden. Daher freut er sich, als er eines Tages auf seinen alten Kumpel Noguchi (Keisuke Horibe) trifft – der inzwischen den Yakuza angehört und sich den kleinen Finger abgehackt hat. Der landet ohne Sawakis Wissen zufällig in seiner Postbotentasche. Durch das Zusammentreffen der Beiden gerät allerdings Sawaki nun ins Fadenkreuz der Polizei. Als dann auch noch der depressive Auftragskiller Joe (Ren Osugi) auf den Plan tritt, halten die Behörden Sawaki endgültig für einen Terroristen und Serienkiller. Dabei will er doch eigentlich nur ein letztes Mal das krebskranke Mädchen treffen, das er kurz zuvor kennenlernte…

Postman Blues gehört zu den eher unbekannteren Filmen Sabus. 1997 gedreht vermengt er aber bereits wie in seinen späteren Werken wie selbstverständlich Actionkomödie, Romanze, Drama und Satire zu jenem unnachahmlichen Cocktail, der in Monday seinen bizarren Höhepunkt finden sollte. Postman Blues ist aber nicht ganz so abgedreht, konzentriert sich eher auf seine Charaktere und menschliche Konflikte und lockert diese mit komischen Momenten auf.

Sabus ganz große Stärke ist diese einzigartige Wärme, die er in seinen Geschichten und Charakteren transportiert. Er führt durch Groteske zu einer gewissen Menschlichkeit und schafft es, mit nur wenigen Szenen große Sympathieträger aufzubauen, die dem Zuschauer sofort ans Herz wachsen. Vor allem Joe und die Leistung von Ren Osugi ist wirklich großartig – er bedient zwar an der Oberfläche das Klischee vom kühlen und einsamen Killer, der gar nicht killen will, blüht jedoch in der Interaktion mit Sawaki zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit auf. Nichtmal die Yakuza, die Noguchi an den Kragen wollen, weil er den Finger nicht mehr findet, haben ihren Antagonistenstatus verdient, sondern sind nur Riesenbabies, die scheinbar den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben, als herumzusitzen und alberne Witze zu reißen. Postman Blues ist voll von Menschen, die gerne wieder Kinder sein würden und eigentlich nichts verbrochen haben. So bleibt als Feinbild mal wieder die Polizei, die aus den Handlungen Sawakis voreilige Schlüsse zieht und am Ende für ein tragisches und grandioses Finale verantwortlich ist.

Der Balanceakt zwischen Drama und Klamauk gelingt Sabu also schon anno 1997 vortrefflich. Dazu kommen interessante Bildkompositionen und tolle Musik zwischen Funk und melancholischen Streicherstücken – je nach Bedarf. Viel mehr bleibt auch nicht zu sagen, denn Postman Blues ist mehr als die Summe seiner Teile; charmant, herzlich und witzig.

Als einziger Vorwurf, den man Sabu 10 Jahre später machen könnte, bliebe die Tatsache, dass er sich – wie wir später an Monday und Drive sehen werden – relativ häufig selbst zitiert (was nicht zuletzt an Stammschauspieler Shinichi Tsutsumi liegt). Davon lasse ich zu diesem Zeitpunkt einmal ab und betrachte den vorliegenden Film völlig isoliert. Und er gehört definitiv zu den besseren japanischen Filmen, die ich bisher gesehen habe.

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Unleashed

Unleashed | Louis Leterrier , Luc Besson
aka danny the dog aka entfesselt

Danny (Jet Li) lebt nun schon seit Jahren bei seinem “Onkel” (Bob Hoskins, aka Super Mario). Dieser füttert ihn und zieht in groß. Allerdings nicht mit Liebe und Zuneigung zu einem menschlichen Wesen, sondern vielmehr mit Prügel und ohne Liebe zu einer Art… Hund. Danny ist nichts weiter als eine Kampfmaschine. Kein lesen, kein Schreiben, keine Liebe war ihm gegönnt und so kennt er und macht nichts anderes, als für seinen Onkel zu töten. Als dieser sich mit den falschen anlegt und diese sich dann rächen, kommt es zu einem folgeschweren Unfall, bei dem Danny flüchtet. Er dachte sein Onkel ist tot. Er flüchtet in ein neues Leben und lernt durch Zufall den Klavierlehrer Sam (Morgan Freeman) und dessen Adoptivtochter (Ka mehr, wer das war. War eh hässlich) kennen. Ein neues Leben beginnt für ihn.


(Links: Brutal. Danny ist eine Kampfmaschine. | Rechts: Morgan Freeman sieht etwas aus wie Darth Vader.)

Hier haben wir es mal nicht mit einem der typischen Jet Li Filme zu tun. Jet Li ist dieses mal kein Wong Fei-Hung, kein Superpolizist oder sonst irgendein Held. Jet Li ist Danny die hundeähnliche Kampfmaschine, die stets dann aktiv wird, wenn man ihm das Halsband abnimmt. In einem Loch eingesperrt wurde er groß und sah die Welt draußen nur, wenn sein Boss mal wieder Schuldner besuchte und diese zusammenprügeln ließ. Das ganze erinnert ein wenig an Kaspar Hauser, nur das Danny immerhin ETWAS Zuneigung bekam und dick kämpfen konnte. Kaspar Hauser dagegen war ja einfach nur noch ein seelischer Krüppel und konnte nichtmal Martial Arts. Wie langweilig.

So kommt es dann irgendwann dazu, das Danny abhaut und Morgan Freeman kennenlernt. Hier kann der Film dann auch tatsächlich seine “Stärke” ausspielen. Die Dramatik. Die menschlichen Hintergründe und Beziehungen. Die Szenen um Morgan Freeman, seiner Adoptivtochter und Danny beim Einkaufen oder Boot fahren (Siehe Screenshot) sind teils herzerweichend und gut in Szene gesetzt. Anfangs ängstlich, verhält sich Danny nach und nach immer menschlicher, lernt Melonen kennen (Nein, richtige Melonen. Keine Titten. Die Adoptivtochter hat eh nur kleine Titten) und damit auch die Welt da draußen. Die Welt, die er jahrelang vorenthalten bekam. Ein wenig oberflächig zwar aber mit viel Charme kommen eben diese normalen Szenen daher.


(Links: Bob Hoskins kann als Gangster und Bösewicht nicht ganz so sehr überzeugen | Rechts: Die besten Szenen des Films: Danny lernt die Welt da draußen kennen.)

Im Kontrast dazu steht natürlich die Welt des Onkels, der ein widerwärtiger Gangster ist, der von Läden Schutzgeld erpresst. Die Fights, die Danny austrägt, stehen in starkem Kontrast zu den sanfteren Momenten des Films und… wollen gar nicht so recht da rein passen. Sicher muss es gezeigt werden. Sicher muss man Zeit genug haben Dannys Welt kennen- und hassen zu lernen, aber durch die Art der Aufnahmen und des Soundtracks kommen sie etwas rüber, wie aus einem anderen Film. Und zwar einem Film namens “Random Jet Li Franzosencrap mit viel Martial Arts und Hip Hop, damit auch viele dumme Kinder reingehen und denken, sie wären cool. Teil 3″. Das ist irgendwie schade, denn die Fights ansich sind relativ gut von HK Filmveteran Yuen Woo-Ping in Szene gesetzt. Aber leider werden sie zu exzessiv gezeigt und es dürfte schwer werden ein Publikum dafür zu finden. Jet Li Fans langweilen sich bei den ruhigen Momenten und Drama Fans schauen entsetzt bei den Fights weg. Und Fans beider Genre, die wundern sich dann nur, warum die Mischung nicht so recht passt.

Aber alles in allem einer der (viel) besseren Non-HK Jet Li Filme und definitiv sehenswert. Aber auf DVD muss ich ihn nun nicht haben.

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Abschied in der Nacht / Das alte Gewehr

Abschied in der Nacht / Das alte Gewehr
(le vieux fusil | frankreich 1975 | robert enrico | dvd: new entertainment world)

Frankreich 1944. Die Deutschen müssen immer mehr Angriffe von Partisanen über sich ergehen lassen. Sie rächen sich an der französischen Zivilbevölkerung. Arzt Julien (Philippe Noiret) will seine Familie aus den Wirren des Krieges heraushalten und versteckt seine Frau (Romy Schneider) und Tochter auf einem Landgut. Als er sie Tage später besuchen will, sind alle tot. Die Frau vergewaltigt und verbrannt, die Tochter erschossen. Statt vor den Deutschen zu fliehen, beginnt Julien einen bitteren Rachefeldzug.

Von den Geschwadern selbsternannter “Antikriegsfilme”, die sich über die letzten paar Jahrzehnte angesammelt haben, können nur die wenigsten von sich behaupten, auf das zivile Schicksal einzugehen. Robert Enricos preisgekröntes Drama Abschied in der Nacht ist eine der Ausnahmen; gleichzeitig bleibt der Krieg selbst hier nicht mehr als finsterer Schatten am Horizont, welcher plötzlich hervorstößt, Zerstörung und Leid hinterlässt, und sich dann wieder zurückzieht. Ein Rahmen, der letztlich austauschbar ist und lediglich die Taten Juliens in einen nachvollziehbaren Kontext setzt. Juliens Rache ist nicht die Rache eines Wahnsinnigen, nichtmal die Rache eines Trauernden, sondern die eines Mannes, dem in einem Moment alles gleichgültig geworden ist. Mit kaltblütiger, methodischer Präzision schneidet er den Deutschen den Fluchtweg ab, tötet sie einen nach dem anderen. Sein eigenes Wohlergehen spielt dabei keine Rolle mehr. Enrico stellt beinahe jeder Mordszene ein Flashback gegenüber, in dem sich Julien an seine Familie erinnert. Aus heutiger Sicht könnte man das für eine billige Methode zum emotionalen Spannungsaufbau halten. Doch vielmehr nutzt Enrico die Flashbacks zur Vertiefung der Beziehung zwischen Julien und seiner Frau – die gar nicht so simpel ist, wie man es vielleicht annehmen könnte.

Noirets schauspielerische Leistung in Abschied in der Nacht wird nicht zu unrecht bis heute vom französischen Kinopublikum als legendär angesehen. Er ist kein strahlender, schöner Held. Er könnte mein Nachbar sein. Zu keinem Zeitpunkt lässt sich Noiret dazu verleiten, der in seinem Charakter aufgestauten Wut und Trauer durch theatralische Gestik Luft zu machen. Romy Schneider kann angesichts derartiger Leinwandpräsenz nicht mehr sein als hübsches Beiwerk. Die deutschen Soldaten bewegen sich dafür oft an der Grenze zur Karikaturisierung, vielleicht gerade deswegen, weil Enrico sie (mit dem wohlmeinenden Anspruch auf Authentizität) mit deutschsprachigen Schauspielern besetzte – so zumindest mein Eindruck. Da ich aber im zweiten Weltkrieg leider nicht dabei war, kann ich nicht genau sagen, inwiefern ihre Darstellung der Realität entspricht.

Mal davon abgesehen ist Abschied in der Nacht einer der eindringlichsten und berührendsten Rachefilme, die ich je gesehen habe, mit einem großartigen Philippe Noiret und wunderschöner Musik. Aber Vorsicht: Stellt euch nach dem Schauen darauf ein, den Rest des Tages deprimiert zu sein.

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