Django Kill (…If You Live, Shoot!)
se sei vivo spara | italien 1967 | giulio questi | dvd: blue underground
Eine Bande amerikanischer Banditen überfällt mithilfe einiger Mexikaner einen Goldtransport. Doch anstatt das Gold mit den Mexikanern zu teilen, erschießen sie diese lieber, darunter auch den “Fremden” (Tomas Milian), wie er im weiteren Verlaufe des Filmes genannt wird. Die Amerikaner ziehen weiter in eine Stadt, in der scheinbar alle völlig krank im Kopf sind. Der Fremde hingegen wird von zwei Indianern auf wundersame Weise wiederbelebt, steigt aus seinem Grab auf und macht sich auf, Rache zu üben.
In der der BU-DVD enthaltenen (sowie höchst sehenswerten) Interview-Featurette ‘Django Tell’ bezeichnet Tomas Milian Questis Werk treffend als “cult of the cult” – und seinen notorischen Ruf als einer der abgefahrensten Italowestern überhaupt hat Django Kill (welcher natürlich nur aus Werbezwecken international den “Django”-Namen verpasst bekam) dann auch tatsächlich verdient. Questi serviert eine unvergessliche Szene nach der anderen, viele von ihnen auch höchst brutal. Allein schon die Anfangssequenz, in der Tomas Milians Charakter sich aus seinem Grab erhebt, deutet sich eine religiöse Metaphorik an, die später in einer Art Kreuzigungsszene ihren Höhepunkt findet. Dabei ist Questi nie auf plumpe Sensationsmache hinaus; zwischen schwarzem Humor und zynischem Gesellschaftskommentar bedient er eine Nische innerhalb des Genres, in der sonst nur Sergio Sollimas Westerntrilogie ihre Spuren hinterlassen hat. Dabei kommt er in Sachen Aussagekraft nie an diese heran; seine Symbolik ist dafür zu plump, der kritische Ansatz zu forciert.
Aber in einem Atemzug mit Sollima genannt zu werden, ist schon ein Lob für sich. Die Ideen, die verarbeitet werden, reichen von Sadomasochismus bis zu amüsanten homosexuellen Anspielungen. Im Subplotwirrwarr habe ich zwar nach den zwei Stunden Laufzeit nicht mehr wirklich durchgeblickt – der Fremde, natürlich äußerst intensiv und charismatisch von Milian gespielt, folgt den Amerikanern in die Stadt, tritt zunächst scheinbar der Bande Sorrows (Roberto Camardiel) bei, versucht auch noch, Evan (Ray Lovelock), dem einzigen Unschuldigen in der Stadt zu helfen, gerät dabei aber in die Schusslinie des zwielichtigen Hagerman (Francisco Sanz), der seine Frau in einem Raum eingesperrt hat und allen erzählt, sie sei geisteskrank.
Am Ende ist die ganze Stadt auf der Jagd nach dem Gold – klar – und die Art und Weise, wie sich die Stadtbewohner gegenseitig unter dem Vorwand der Gesetzesausübung auseinandernehmen, hat Questi in bitterböser Konsequenz inszeniert. So unterhält Django Kill bis zum Ende, auch wenn die surrealen Schlüsselszenen im Gesamtkontext oft wenig nachvollziehbar bleiben. Zum ganz großen Klassiker reicht es daher zwar nicht, doch Giulio Questis einziger Western ist definitiv in den oberen Rängen des Genres anzusiedeln.