Ming Ming

MING
MING.
HONG KONG 2006

Ming Ming (Zhou Xun) ist eine Martial Arts Prinzessin in einer nicht näher beschriebenen und nicht all zu entfernten Zukunft. Bei einem Kampf lernt sie D (Daniel Wu) kennen und verliebt sich prompt in ihn. D hat ständig nur einen Wunsch. Er will nach Harbin. Jede Frau, die ihm 5 Millionen bringt, mit der fährt er nach Harbin. Klar, dass Ming Ming gleich mal zum nächsten Gangsterobermotz fährt, ihm ein paar Tritte und Kugeln um die Ohren haut und mit 5 Millionen zurück kehrt.

Doch D ist weg…

Baha alter. Was war das denn bitte. Ming Ming ist der erste Film von Susie An, die sich vorher lediglich mit Musikvideos einen Namen gemacht hat und das merkt man auch. Hier wird mit Effekten sowie Filtern herumgeworfen und auf dem Schneidetisch gebumst, dass sich das Zelluloid biegt. Hier ist nichts mehr real. Wenn kein Farbfilter im Bild ist, dann ist ein Rauschen im Bild. Wenn man gerade denkt, alles wäre in Ordnung, friert das Bild einfach ein und springt 2 Sekunden später vier Meter nach vorne. Sowas kann ziemlich schnell nerven und einem die Übersicht nehmen, aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass Susie Au eine für mich absolut vertretbare Mischung fand. Der Musikvideolook ist zwar permanent vorhanden, aber es gibt auch ruhige Momente und Szenen. In ruhigeren Abschnitten wird lediglich mit Tiefenunschärfe und Farbfiltern geprotzt. Dabei ist Ming Ming lustigerweise mit fast nichts zu vergleichen. Es ist kein Wong Kar Wai Stilismus, aber auch keine <insert famous video director’s name here> Abnormalität. Spätestens, wenn Daniel Wu mit der unglaublich süßen / sexy Zhou Xun in der Badewanne sitzt und man selbst da die Styleeffekte um die Ohren gehauen kriegt, muss man entweder wichsen, kotzen oder lachen. Bei mir trat einfach alles in Kraft, da ich aufgrund des Styles gehörig wichste, kotzte, dass ich nicht ganz folgen konnte und etwas lachte, da die Übertriebenheit der Effekte und der Darstellung mir ein Lächeln auf die Arschbacken zauberte.

Jetzt kommt’s aber ganz dicke. Musikvideoregisseure neigen ja dazu, sich komplett der Stilwichserei hinzugeben und den Plot zu vernachlässigen, aber in Ming Mings Fall muss ich zugeben, dass mir der Plot gefiel. Also zu aller erst muss klargestellt werden, dass es sich hierbei um eine fiktive Geschichte handelt, die noch dazu in einer nicht näher beschriebenen Zukunft spielt. Genau das lässt einem nämlich diverse Szenen, vor allem die Kämpfe, etwas besser verstehen und vor allem verdauen. Gerade am Anfang wird man bombardiert mit lustigen und teils innovativen Einfällen, vor allem während der Kämpfe. Aber auch der Plot ansich, in dem es um eine Doppelgängerin, 5 Millionen, eine Holzkiste und Harbin geht, kann dadurch “ernst” genommen werden. Ich akzeptierte einfach alles so, wie es war, da es ohnehin kein ernster Krimi war. Molodezhnajas Kritik am Doppelgänger Subplot kann ich nicht ganz nachvollziehen, da dieser eh fast zweitrangig war. Ming Ming ist in D verknallt und lustigerweise trifft sie eines Tages auf eine Tussi, die genauso aussieht, wie Ming Ming. Nana heißt sie und ist zufälligerweise auch Ds Freundin. Das wäre ein ziemlicher Zufall im echten Leben, wird im Film aber relativ plausibel und vor allem “locker” rüber gebracht.

Positiv überrascht war ich dann auch von der Romanze, die sich ungefähr in der Mitte des Filmes bildet. Den Charakteren wurde nach all der Action im ersten Drittel erstaunlich viel Zeit gewidmet und genau das braucht’s ja ohnehin in so einem Part. Auch wenn die Mitte etwas langatmig war, lag das nicht an der Romanze ansich, sondern an der Ziellosigkeit des Plots. Irgendwie wollen alle nach Harbin, sind dann aber in Shanghai und suchen D. Anstatt sie aber suchen, liegen sie nur auf Betten, sitzen auf Mauern oder stehen rum und reden davon, wie sie gerne nach D suchen würden. Das ist bisschen weird, wird dann aber durch das a… absolut sicke Ende wieder wett gemacht. Ein Ende, welches mich tatsächlich überraschte und mich etwas lachen ließ.

Also… bestimmt kein Film für Jedermann. Man muss sich schon auf einen 2-stündigen Videoclip einstellen, aber wer auf tolle visuals steht, der findet in Ming Ming genau das, was er braucht. Wer auf einen ausgefeilten Plott steht, der sollte sich zuerst andere Filme anschauen, aber auch Ming Ming geht in Ordnung, wenn ohnehin nichts anderes zur Verfügung steht. Zumal die chinesische Pop-Prinzessin Zhou Xun als schwarzhaarige Ming Ming einfach nur huuurengeil aussieht. Schon allein deswegen sollte man sich Ming Ming anschauen. :Q

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Princess-D

Princess-D
Sylvia Chang | Hong Kong 2002

Joker (Daniel Wu) arbeitet an einem Spieleprojekt und könnte es fast schon dem Vorstand präsentieren. Es fehlt lediglich noch ein virtuelles Idol. Eines Tages trifft er in einer Disco Ling (Lee Sinjie). Sie soll es sein. Sie wäre perfekt für sein Computerspiel. Sie soll Princess-D werden. Leider ist Ling alles anderes als perfekt. Sie vercheckt Drogen, ihre Mutter ist geistig nicht mehr ganz zusammen, der Bruder hat Schulden beim lokalen Drogenboss und der Vater selbst sitzt gleich ganz im Knast. Joker will ihr helfen.


Von Princess-D hörte ich schon damals, 2003. In meinem jugendlichen Leichtsinn interessierte er mich primär wegen dem ganzen virtuellen Krams. Ich dachte wohl es geht computerfreakmäßig geil ab. Erst kürzlich sah ich durch Zufall die DVD günstig zum Verkauf und schlug, ohne wirklich zu wissen, auf was ich mich da einlasse, zu. Denn mal ehrlich, wer hörte damals schon von dem Film? Fast zeitgleich lief damals “Infernal Affairs”. Kein Wunder, das Princess-D – ein waschechtes Drama – unter ging. Schade eigentlich.

Denn Sylvia Chang (ja, DIE Sylvia Chang. Schauspielerin aus Aces Go Places, oder All About Ah Long) schrieb’ hier einfach mal so mir nichts dir nichts einen wundervollen kleinen Film, der vor allem von Lee Sinjie getragen wird. Schauspielerische Leistungen fallen mir selten richtig positiv oder richtig negativ auf, da es für mich als Europäer recht schwierig ist kantonesische Dialoge und Verhalten zu beurteilen, welches ich ganz einfach nicht gewohnt bin. Aber Lee Sinjie sticht hier mal wirklich heraus (mehr noch als in “The Eye”) und überzeugt in jeder Szene. Ob sie nun glücklich ist oder traurig. Man kauft ihr locker alles ab und wünscht sich ganz insgeheim sie mal kennenlernen zu dürfen. Gekonnt wechselt sie zwischen kleinem unschuldigem Mädchen, trauriger Tochter, die alleine zurecht kommen muss und Drogen vercheckendes toughes Girl. Alle anderen tun es ihr gleich und fallen nicht weiter negativ auf. Daniel Wu liefert solide Schauspielleistungen ab, Edison Chen fällt nicht weiter auf und tut das, was er am besten kann: Englisch reden und gut aussehen. Richtig nice ist noch Anthony Wong, der eigentlich nur Nebendarsteller ist, sich davon aber nicht abhalten ließ einfach mal wieder total geil zu sein. Er spielt hier übrigens einen Tanzlehrer. Kein Wunder das er mehrfach für “best actor in supporting role” nominiert wurde und in Taiwan dann sogar gewann.


Etwas verwirrend fängt Princess-D allerdings an. Mit viel Technomusik (Disco-Szenen), Drogentrips (trippe Visuals) und Computergrafik weiß man anfangs nicht so recht was das nun sein soll. Aber schnell findet der Film seinen Weg und überzeugt dann durchweg durch ehrliche und realistische Szenen. Bei Liebesdramen wie diesem kann es schnell passieren, das Szenen kitschig oder gar lächerlich wirken. Sylvia Chang verhinderte das allerdings gekonnt, trotz schnulziger Lieder mit Namen wie “Heaven so close”. Und so sehen wir dann Joker, wie er auf dem besten weg ist, das ultimative (virtuelle) Idol zu erschaffen, sein Bruder Kid (Edison Chen) wie er ihm dabei hilft, seinen Vater wie er Frauen das Tanzen lehrt und Ling wie sie mit ihrer Familie zu kämpfen hat. In vielen Reviews wurde Princess-D angekreidet, das der Film hätte mehr sein können. Immer wieder sehen wir grandiose Szenen, die jäh von (übrigens ziemlich guten und nicht peinlich wirkenden!) Computeranimationen unterbrochen werden. Aber ich bin froh, das es die Szenen überhaupt gab und kann Princess-D als gut gemachtes Drama auf jeden Fall empfehlen.

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Musikvideo:
http://www.youtube.com/watch?v=kUd6wxztaZk

Protégé

Protégé (HK 2007)

Undercover-Cop Nick (Daniel Wu) ist seit 7 Jahren im Business des mittlerweile todkranken Drogenbosses Kwan (Andy Lau) tätig. Zwischen den beiden hat sich eine Freundschaft gebildet, Nick ist Kwans Schützling geworden und soll sogar sein Nachfolger werden. Während Nick den Spagat zwischen seinen beiden Identitäten zu bewältigen versucht, trifft er auch noch auf seine Nachbarin, die verarmte und drogenabhängige Fa (Zhang Jingchu) samt niedlichem Kind, die er natürlich aus der Scheiße zu holen versucht. So geht es für den armen Nick immer tiefer in den Abgrund. Denn wir wissen ja: Drogen sind böse.

Ach ja. Der liebe Derek Yee. Zwar gehört er glücklicherweise zu den wenigen Regisseuren Hong Kongs, die keinen Bock auf Twins- und Flachsackcomedykacke haben und lieber ordentliche Dramen und Thriller drehen, echte Qualitäten konnte er in seinem vorherigen Film One Nite In Mongkok allerdings noch nicht beweisen. Beim vorliegenden Protégé hat er leider weiterhin nichts dazugelernt, was aber diesmal andere Gründe hat.

Formal macht Yee wieder alles richtig. Edle Bilder (vor allem später in Thailand), kompetenter Score von Peter Kam, bis auf wenige Ausnahmen überdurchschnittlicher Cast. Daniel Wu hat sich ein gewisses Charisma angeeignet, Andy Lau spielt seinen von Krankheit gezeichneten Charakter glaubwürdig. Da gibt’s nix zu meckern.
Dann die Story. Ein Rundumschlag sollte es sein, vom intimen Drogendrama, über übliches Police-Procedural, bis hin zum groß angelegten Opium-Reiseführer durch Thailand und Singapur; nicht zu vergessen auch die gute alte Undercover-Zwiespalt-Kamelle. Das Problem ist hier nichtmal die viel zu hoch gegriffene Ambitionslatte, die keinem der einzelnen Teile ausreichend Luft zur Entwicklung gibt und letztendlich jegliches emotionales Potential (was für so ein Thema meiner Meinung nach echt wichtig ist) im Keim erstickt; sondern vielmehr Yee’s fehlendes Händchen für Sensibilität.
“Gut”, kann man sich nun sagen, “Unnötige Platitüden im asiatischen Kino, das ist nix neues”. Dachte ich auch. Wie Derek Yee einem allerdings mit der Feinfühligkeit einer Dampfwalze sein Statement
“Drogen sind ganz schön kacke, ey” reinjagt, muss man erstmal gesehen haben, um’s zu glauben. Da ist die Anfangsszene, in der Fa’s Tochter ihrer Mutter die Spritze aus dem Arm zieht und in den Mülleimer wirft erst die Spitze des Eisbergs.

Früher oder später taucht nämlich ein gelbzahniger Louis Koo auf, als Junkie und Ex-Mann Fas. Meine Fresse. Wer nach Election 2 dachte, der Mann hat sich nun endgültig ausreichend schauspielerischen Respekt verdient, sollte sich auf was gefasst machen. Seine Performance, der man nie so recht entnehmen kann, ob sie nun ernst gemeint ist oder nicht (im Kontext des restlichen Films muss wohl traurigerweise angenommen werden: Ja, das ist ernst gemeint), voll von exzentrischem Overacting, ist der traurige Tiefpunkt von Protégé. Ehrlich. Während ich ihn so sah, musste ich an Jack Sparrow denken. Hätte man Louis Koo mit Jack Sparrow ausgetauscht…es hätte keinen Unterschied gemacht.


(Den Gesichtsausdruck links hatte ich übrigens auch, als Louis Koo zum ersten mal auftauchte.)

Innerhalb der ersten Stunde folgt die nächste Lächerlichkeit. Im Zuge eines Drugbusts in einer von Kwans Drogenküchen verfängt sich ein Bulle (Liu Kai Chi, der hier lustigerweise seine Rolle als beknackt-cholerischer Cop aus SPL nahtlos fortsetzt) die Hand im Schloss. Ein Gangster kommt, haut mit einem Hammer drauf, worauf sie abfällt und der Bulle sich schreiend den Stumpf hält. Ich meine…hallo? Dass sich selbst Yee zu derartigen, in die Cat-3-Schublade gehörende Gags herablässt…mir fehlen die Worte. Und doch wiederspiegelt diese Sequenz wunderbar die Subtilität des Films: Da ist nämlich gar keine.

In der zweiten Hälfte des Films geht’s nach Thailand, wo Kwan Nick mit seinen thailändischen Drogenkumpels vertraut macht. Hier checkt er auch gerade mal mit einem Anruf die Loyalität Nicks ab (“Ach, die Drogen sind in Taiwan…alles ok! Bist wieder mein Freund!”), unterrichtet ihn in einer wichtigen, sicherlich von der Hongkonger Drogenaufklärungsbehörde gesponsorten Rede über random Drogenfakten, -statistiken und -prozentsätze (Die Szene ist so absurd, wie es sich sich liest), und lässt ihn im Hotel mit seiner Tochter ficken. Wo der Zusammenhang ist, fragt ihr? Der Hintergrund? Eh…was weiß ich? Keine Ahnung?

So plätschert der Film vor sich hin, bis die böse Bande nach HK zurückkehrt, wo sich Nick endlich entscheidet, die Sache hochgehen zu lassen. Es folgen ca. 5 Enden hintereinander, eines banaler als das andere (Ganz groß auch: Wie Nick mit Fa’s Ex-Mann fertig wird. Ich musste sehr lachen.), Nick heult ein wenig rum, weil er Kwan hinter Gittern brachte, obwohl er ihn doch so mochte. Bla bla. Protégé endet schließlich, wie er begann. Nick hat nichts dazugelernt, im Gegenteil. Doch wir als Zuschauer sind klüger! “Und die Moral von der Geschicht’ – wie, das wisst ihr noch nicht? Lasst mich gerade nochmal den Presslufthammer suchen…”

Yee hat hier wirklich nichts verstanden. Er will an dem Schicksal von Fa ganz persönlich die schlechten Seiten des Drogenkonsums aufzeigen, an dem von Kwan, dass Geschäft mit Drogen auch böse ist. Leider wissen wir das schon alle. Das Geplänkel um die Polizei, die Undercovergeschichte, das ist zudem unnötiger Ballast. Wer ein intelligentes, sozialkritisches Gangsterdrama sehen will, schaut Election 2, wer eine Undercoverstory sehen will, schaut On The Edge, wer schöne Bilder aus Thailand sehen will, schaut in den TUI-Katalog.

Ganz ehrlich: Protégé braucht niemand. Klarer Fall: Gut gemeint, schlecht gemacht.

Sympathiepunkte gibt’s natürlich dafür, dass es sich nicht um einen Twinsfilm handelt, und auch nicht um eine Wong Jing-Komödie. Hätte Yee heutzutage allerdings ein wenig mehr Konkurrenz, würde er ganz zu Recht kläglich untergehen.

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