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DAS JAHR, IN DEM WIR KONTAKT AUFNEHMEN
Seit nunmehr 9 Jahren kreist die Discovery 1 im Orbit des Jupiters. Was damals – 2001 – geschah weiß niemand. Die Amerikaner bauen gerade die Discovery 2, da kommen die Russen und bieten dem amerikanischen Dr. Haywood Floyd, damals schon für die Mission der Discovery 1 verantwortlich, und zwei seiner Kollegen an, mit einem russischen Raumschiff zur Discovery 1 zu fliegen. Der Deal ist einfach: Die Russen haben ihr Raumschiff noch vor der Discovery 2 fertig und die Amerikaner haben das Personal und das Know-How, das für die Mission von nöten ist. Eine heikle Sache, denn Amerika und Russland befindet sich in einer art zweiten kalten Krieges.
(Ungewohnt: Roy Schneider spielt Dr. Haywood Floyd. Das zwar gut, aber es ist einfach ungewohnt und will gar nicht so passen.)
2010 hatte es natürlich auch schwer. Als Nachfolger, ja als Sequel zu 2001 – Odyssee im Weltraum war ein Scheitern quasi vorprogrammiert. Dabei erwartete ich nicht einmal, das er so gut ist, wie 2001. Man kann allerdings durchaus erwarten einen unterhaltsamen Science-Fiction Film vorzufinden. Und das ist er leider nicht.
Die Story ist so klischeehaft, teilweise peinlich und unbefriedigend, wie sie in einem Hollywoodfilm nur sein kann. Da wäre erst einmal der Konflikt zwischen Amerika und Russland, was damals ja durchaus angebracht gewesen sein mag. Aber heutzutage funktioniert das einfach nicht mehr und selbst damals wurde der Konflikt im Film nur oberflächlich behandelt und wirkt einfach komisch. Dazu kommen so seltsame Szenen, wie die in denen Dave Bowman (Astronaut der Discovery 1 in 2001) auftaucht. Einmal in einem Fernseher und einmal am Krankenbett seiner Mutter. In dieser Szene sieht man dann tatsächlich, wie die Mutti sich freut, weil der Geist (?!) von Dave Bowman ihr die Haare kämmt. Mit einer Bürste. Man sieht nur die Bürste.
Also das ist einfach… also… BAHA?
Dann gab’s da noch die Szene in der eine random Tussi der russischen Besatzung sich sofort in Dr. Haywood Floyds Kabine begiebt, als sie eine aerodynamische Bremsung vornehmen müssen. Als alles überstanden ist, gibt es selbstverständlich einen Kuss. Ich meine…
… also… BAHA?
Das alles trägt nicht wirklich dazu bei, das man den Film wenigstens etwas ernst nimmt. Die Erklärungen, warum HAL 9000 damals nicht gescheit funktionierte sind zwar plausibel, akzeptabel, aber ich wünschte mir ich hätte sie nie gehört, da sie sich doch etwas auf den alten Film – 2001 – auswirken. Und das negativ. Es ist einfach kein Geheimnis mehr, es ist nun erklärt worden und macht alles irgendwie kaputt. So eine Scheiße bitte sehr? Das dann noch das Ende höchst zuckersüß, Bedeutungsschwanger und Klischeehaft ist, ist ja Indianer-Hollywood-Ehrenwort und irgendwie erwartet man am Schluss schon nix anderes. Es ist einfach der finale Sargnagel im Sarg eines Filmes, der von vornherein einen schweren Start hatte.
(Das Setdesign und die Szenen im All sind mit das niceste am Film.)
Dafür sind die Special Effects durchweg als gelungen zu bezeichnen. Die Außenaufnahmen der Discovery und des russischen Raumschiffes sehen fantastisch aus und auch das interieur, vor allem des russischen Raumschiffes, weiß zu überzeugen. Witzig ist die Tatsache, das Stanley Kubrik damals höchstpersönlich anordnete, die Modelle des 2001 Films zu zerstören, damit sie nicht in billigen B-Movies Wiederverwendung finden. So musste also die komplette Discovery 1 und deren Interieur einzig und allein anhand des Filmes 2001 – Odyssee im Weltraum nachgebaut werden. Dafür schon einmal Respekt, man merkt keinen einzigen Unterschied. Im Gegenteil, es ist sogar recht interessant und fast schon spannend, nach 9 Jahren Ungewissheit wieder an Board der Discovery 1 zu sein und HAL einzuschalten. Bzw. fast. Leider wird das alles durch die lame Art, wie es gefilmt wurde, zunichte gemacht. Besser gesagt: Durch die Russen. In Außenaufnahmen (Das rüberschweben zur Discovery) oder anderen spannenden Momenten hört man UNENTWEGT russisches Gelaber. Was soll denn das? Ich versteh nichtmal was die da labern, weil es keine Untertitel gibt. Es werden einfach kontinuierlich Meter Angaben und sonstige Informationen durchgesagt, die eigentlich keinen interessieren. Desweiteren nahm man sich keine Zeit für die Szenen. Alles ist schwupp-di-wupps passiert und man konnte sich gar nicht in die Lage der Astronauten versetzen. Schade um die teilweise wirklich netten Bilder.
So hat 2010 nicht einmal viel Unterhaltung zu bieten, ist teilweise richtig lächerlich aber hat doch etwas gutes. Nach diesem Film weiß man 2001 – Odyssee im Weltraum einfach nur noch mehr zu schätzen. Krass wie unterschiedlich beide Filme sind und wie genial doch eigentlich 2001 ist.