Starship Troopers

STARSHIP TROOPERS | 1997 | USA | PAUL VERHOEVEN

Als ich Anno 1997 in diesen Film ging, wusste ich so gut wie gar nichts. Also ich meine nicht in Bezug auf den Film (das auch), sondern einfach von allem. ~_~ Ich wusste nichts über amerikanische Politik, Hollywood, Figging (http://de.wikipedia.org/wiki/figging), Paul Verhoeven,.. ich wusste nur, dass es um Aliens geht und viel viel Action. Deshalb löste ich eine Karte für 4,50 DM (ja wirklich!) und hockte mich in den Saal. Die Tatsache, dass der Film ab 18 war (aka ich halt gerade auch) interessierte mich eigentlich nicht aka ich war ziemlich neutral drauf. Und das ist es eben.. wenn man ohne irgendeine großartige Erwartung ins Kino geht und dann so weggehauen wird, dass mans erstmal gar nicht fassen kann.

Story
In der Zukunft wird die Erde von den ‘Bugs’ angegriffen. Einer Insektenrasse (wer hätts gedacht), die einfach nur das Ziel haben alles und jeden zu vernichten. Nach dem Abschluss der Schule, melden sich die Freunde Carl Jenkins, Johnny Rico und seine Freundin Carmen Ibanez beim Militär. Während sich Carl auf seine telepathischen Fähigkeiten konzentrieren will und Carmen einer Karriere als Schiffspilotin entgegenfiebert, ist Johnny zur Infanterie, weil er seiner Flamme nahe sein will. Doch bevor er sich versieht, beginnt der Krieg und reisst alles auseinander.

Kritik
Paul Verhoeven wurde mit seinem Film ‘RoboCop’ 1987 zum Geheimtipp. Der B-Movie-Flair, kombiniert mit einer überspitzten, zynischen und heute teilweise erschreckend realistischen Zeichnung einer kranken Zukunft, genießt heute einen gewissen Kultstatus. Und wie Verhoeven später mit den Blockbustern ‘Total Recall’ und ‘Basic Instinct’ bewies, war dieser Erfolg kein Eintagsfliege. Erst als er sich an etwas sexuell anrüchigerem als Basic Instinct versuchte, wurde er 1995 über Nacht zur internationalen Lachnummer. ‘Showgirls’ floppte derart heftig, dass noch heute von dem schlechtesten Film aller Zeiten gesprochen wird. Es regnete goldene Himbeeren. Und irgendwie gings danach auch nicht mehr richtig weiter. Nur einmal drehte er danach noch mal richtig auf (und bekam Gott sei Dank das Budget von ca. $105,000,000 zugesprochen) und ließ 1997 Starship Troopers auf uns los.

Der Film beginnt mit einer Kampfszene die sofort klarstellt, dass hier kein Kaffeekränzchen veranstaltet wird. Man kann die Szene als Werbung für den Rest des Films sehen, die hoch und heilig verspricht: Das ist ein typischer Verhoeven Actioner! Es fetzt, es spritzt Blut und es werden Menschen auseinandergerissen in bekannt markanter und übertriebener Art, wie das auch schon bei Robocop der Fall war. Ebenfalls mit dabei sind die satirischen Nachrichten bzw. Werbungen, die ab und zu eingeblendet werden und als Angriff auf die Weltpolitik zu verstehen sind. Mit Waffen spielende Kinder, die auch zum Wohle der Menschheit schon ganz früh Kakerlaken zertreten um ihrem Land Dienst zu leisten, sind da nur ein Beispiel für eine Zukunft, wie sie mittlerweile locker denkbar wäre. Die dabei agierenden übertriebenen Reaktionen der z.B. daraufhin begeisterten Lehrerin sind einfach göttlich. Das sind also die Grundzutaten für Starship Troopers. + die Story, die für Deutschland einfach mal geändert wurde, was natürlich mal wieder lächerlich ist.

In good old germany wird durch abgeänderte Dialoge suggeriert, dass die Menschen zur Armee gehen, weil sie ihrem Land dienen wollen und fertig. Einiges rafft man dann allerdings gar nicht, weil diverse Dialoge anscheinend keinen Sinn ergeben, wie z.B. die eine Frau, die erzählt, dass sie zur Armee geht, weil sie Kinder haben will. Hö? Antwort liefert das amerikanische Original, in dem eine funktionierende faschistoide Gesellschaft besteht und es einen gewaltigen Unterschied zwischen einem ‘Citizen’ und einem ‘Cilivian’ gibt. Erstere haben nämlich Militärdienst geleistet und sind somit ‘Bürger’, die anderen sind Zivilisten und haben dadurch unter anderem nicht das Recht zu wählen oder eben Kinder zu bekommen. Dieses Thema war Deutschland wohl zu heikel, was aber schließlich auch nicht half den Film vor der Indizierung zu retten. ~_~

Dabei ist alles so offensichtlich übertrieben: Richtige Männer. Das sind nur Menschen, die dem Militär beitreten, wie die Werbung der Armee auf höchst patriotische Weise suggeriert. Jüngste Rekruten sind die Retter der Erde.. natürlich Amerikaner, die nach ihrer Ausbildung immer strahlend weiss lächelnd vom Mutterschiff abgeworfen werden und sich gegenseitig reisserisch aufpuschen, bevor sie mutig “KOMMT DOCH HER!!! NA, GEFÄLLT EUCH DAS?” schreiend in die Schlacht treten, bis sie schließlich blutig zerfetzt werden. All das wird noch von einem total typischen Bombastscore unterstützt, den man sich zwar niemals behalten kann, aber immer erfreut ist wenn man ihn wieder hört. Es ist einfach so: Auch wenn der Gewaltgrad ziemlich hoch ist, man kann ihn nicht ernst nehmen. Sicherlich schockt man sich an einigen Szenen aber allein in der Militärausbildung ist das Ganze schon so skurril, dass man das nicht mit der Realität vergleichen kann, was wiederum für eine Satire äusserst wichtig ist. Leider versteht auch das Deutschland mal wieder nicht und schneidet in TV-Ausstrahlungen stets die heftigsten Stellen heraus, wodurch das Ziel einer harmloseren Fassung komplett verfehlt wird, da der Film durch diese Maßnahme ernster wirkt als vorher.

Schuld an diesen dicken Szenen, sind die tötenden Bugs. Und sie töten wo sie nur können. Tötungsgeilere Wesen hab ich ehrlich gesagt selten erlebt. Denn auch wenn sie nur noch ein Bein haben bzw. im Prinzip schon vor ihrem Ende stehen, raffen sie sich nochmal auf und hacken wie wild gewordene Deppen nochmal drauf los. xD Evtl. war es gar keine Absicht von Verhoeven, aber die Idee, den ersten Kontakt mit den 4 beinigen Riesenkäfern Nachts stattfinden zu lassen, war schlichtweg genial. Man sieht einfach nur wie sie alles niedermetzeln und obwohl man sie vollkommen sehen kann, checkt man Anfangs nicht wie sie aussehen. Als sie damals als Computeranimation über den Bildschirm huschten, sah das in diesen Mengen schon fantastisch aus. Jetzt sah ich den Film 11 Jahre später nochmal und glaubt es oder glaubt es nicht aber.. DIE BUGS SEHEN EINFACH PERFEKT AUS??? Es ist mir unbegreiflich. Als damals CGI öfters genutzt wurde, dachte ich immer, dass die Qualität immer besser werden müsste und das Gegenteil war der Fall wie uns ‘Star Wars Episode I, II, III’ oder insbesondere die ‘Matrix’ bewies. Actually gibt es bei Starship Troopers im Vergleich zu heutigen Filmen nur sehr wenig CGI-Szenen, in denen man die Computerherkunft offensichtlich erkennt UND dumm findet! Entweder hab ich was an den Augen oder sie wurden einfach nur sexy ins Bild gemischt. Alles wirkt wie aus einem Guss und die Interaktion mit computeranimierten Wesen sah bei keinem Alienfilm besser aus, würd ich jetzt fast sagen. Oder? .. .. J..ja, ich glaub schon. (“.)

Das Herz der Story sind aber natürlich die Darsteller. Und die wurden perfekt gewählt. Einen typischeren Vorzeigeamerikaner als Rico (gut gespielt von Casper Van Dien) gibt es einfach nicht: Blond, strahlend, Probleme in der Schule, harte Ausbildung und dann als ganzer Mann in den Krieg die Karriereleiter nach oben.. daraus sind amerikanische Träume gemacht. Seine Freundin (gespielt von der dickbrüstigen aber schielenden Denise Richards) zieht aus purer Karrieregeilheit den Stecker aus der Beziehung und widmet sich ganz ‘ihrem’ Leben. Und die ganzen anderen kranken Rekruten haben einen Charme, dass man nach mehrmaligem Anschauen schon lachen muss, wenn man gewisse Charaktere nur sieht oder weiss, was sie gleich sagen werden.

Dies ist in Verbindung mit der deutschen Synchro ein wunderschönes Paket. Denn obwohl das Original schon klasse ist und wie oben bereits erwähnt immerhin die richtigen Hintergründe zur Story bietet, übertrifft die deutsche Version den Trashfaktor bei weitem. Also.. die Dialoge sind sowieso dümmlich gewählt worden und bestehen aus den gängigen Klischees wie alles im Film, doch was hier in Sachen Synchro hingelegt wurde ist so B-Movie und banal geil, dass ich nur noch lachen kann aka “Das ganze Gehirn weggelutscht.” xDDD

Fazit
Nach Verhoeven ist ‘Starship Troopers’ als Satire auf den Faschismus und Militarismus konzipiert und es funktioniert. Das einzige Problem ist, dass diese Botschaft zu verschlüsselt daherkommt, sodaß nicht jeder die Doppeldeutigkeit erkennt. Doch in Zeiten von total glattgebügelten und dadurch ziemlich fragwürdigen Streifen wie ‘Chronicles Of Narnja’, in denen Kinder vom Weihnachtsmann Waffen geschenkt bekommen mit denen sie Gegner den Bauch durchstechen aber die Klinge immer schön sauber bleibt, ist ‘Starship Troopers’ auf jeden Fall eine erfrischende Abwechslung in der es 129 Minuten zur Sache geht wie in keinem anderen Actionfilm.

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