Final Fantasy X

F I N A L  F A N T A S Y  X
2002 / SQUARESOFT / PS2

Das erste Final Fantasy auf der PS2. Würde es so dicke Grafik bieten wie kein anderes RPG? Würde es spielerisch wirklich neues bieten? Wie umfangreich würde es sein? Die Fragen überschlugen sich und während die einen sich schon von vorne herein abwanden, wartete der Rest begeistert auf das Spiel, dass mit etlichen Bildern, Trailern und jeder Menge merchandise Scheissdreck schon enorm auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Story
Der junge Tidus ist Star des Unterwassersports Blitzball und ist gerade mitten in einem großen Spiel, als das Monster “Sin” seine Heimatstadt Zarnakand angreift und diese innerhalb weniger Momente dem Ozean gleich macht. Gerettet von dem ihm noch unbekannten Auron auf die Insel Kilika, schließt sich Tidus Yuna und deren Beschützer an, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Sin zu zerstören. Nicht wissend, dass all das viel mehr mit ihm zu tun hat, als er anfangs glauben will..


Tidus’ Heimat Zanarkand wird von Sin vollkommen zerstört

Kritik
Was sich wie eine 4 Stunden Aufgabe anhört, entwickelt sich allerdings schnell zu einem Monate-Projekt, denn man läuft nicht durch 3 Städte und steht dann Sin gegenüber. Vorher wollen Höhlen durchforstet, Steppen durchwandert, jede Menge Monster bekämpft und Tempel besucht werden.
In diesen erhält die junge Yuna jeweils die Macht dessen Bestia zu rufen. Diese Bestias benötigt sie um am Ende das Final-Aeon zu beschwören, dass die Macht hat Sin zu vernichten. Aber Final Fantasy wäre nicht Final Fantasy, wenn es nicht noch 100 Twists in der Hauptstory, sowie 60 Nebenquests und eine ultimative Aufgabe enthalten würde.


Die Grafik und der Detailgrad der Vegetation ist nicht mal ansatzweise mit anderen Teilen vergleichbar

All das erlebt man nun zum ersten mal in vollkommenem 3D. Vorbei ist die Zeit der vorgerenderten Hintergründe, in die die Figuren manchmal so gar nicht reinpassen wollten. Zu 98% gibt es in Echtzeit berechnete Grafikpracht zu bewundern. Und wenn ich bewundern sage, meine ich das auch. Spätestens wenn man in Kilika erwacht und durch die wunderschöne Landschaft wandert, vorbei an gleissenden Wasserfällen, alten Ruinen und Wäldern in denen sich das Gras der Briese beugt (sebstverständlich alles absolut flüssig), dann versucht man gar nicht daran zu denken wie schnell das Spiel aufgrund des Platzes, dass es auf der DVD einnehmen muss, wohl vorbei sein wird. Aber keine Angst.. vor 40 Stunden wird man auf gar keinen Fall das fulminante Finale erleben und wenn man alles erreichen will, ist man mit mindestens 120 Stunden bedient.


Links: Kimahri ist ein recht stummer aber treuer Beschützer Yunas| Rechts: Auron ist Retter der ersten Stunde

Früher oder später gerät man in die, durch Zufall vorkommenden, Kämpfe, welche diesmal komplett rundenbasiert sind. Die übliche Leiste zur Attackierung oder Heilung per Items wird eingeblendet. Oben rechts befindet sich noch eine Schema, das anzeigt, wer wann einen Zug erhält. Ist dieses Feature am Anfang noch irgendwie lächerlich unnötig, wird es für spätere Kämpfe an enormer Wichtigkeit gewinnen, da man es auch mal mit Gegnern zu tun haben wird, die weitaus stärker sind als man selbst, die mehrere Minuten (mit Ausnahmen auch Stunden) bekämpft werden müssen oder die mit einem Zug die Macht haben unsere maximal 7-köpfige Gruppe Truppe (3 zeitgleich spiel- und während des Kampfes beliebig auswechselbar) zu töten. Durch Attribute wie z.B. “Glück” kommt man öfters zum Zug und die Waffen, die zum großen Teil customizable sind, erhöhen ebenfalls die Stärke der Charaktere, indem sie Energie, Mana, Schlagkraft erhöhen oder ganz einfach vor diversen Stati schützen.


Links: Gegner die 5x so groß sind wie man selbst sind keine Seltenheit | Rechts: Eine Flosse (!) von Sin greift uns an

Hauptkontrollpunkt über die Fertigkeiten jeder einzelnen Person ist aber das Sphärenbrett. Ein riesengroßer Screen mit Verbindungen zu verschiedenen Attributen und Fähigkeiten der Kämpfer. Durch Kämpfe erhält jede Figur eine gewisse Zahl an Zügen und Sphäroiden, mit denen sie sich auf diesem Brett zurücklegen bestimmte Dinge aktivieren können. Auch die Lebens- oder Manaenergie, sowie der Schutz und Reaktionswerte werden so auf Dauer erhöht. Während man am Anfang aufgrund der enormen Größe des Bretts hoffnunglos überfordert zu sein scheint, ist alles relativ logisch und stufenartig abgelegt und nach kurzer Zeit sind Übersichtsprobleme dahin.


Links: Das Sphärenbrett schaltet die verborgenen Talente der Charaktere frei | Rechts: Die Kämpfe finden komplett rundebasiert statt

Sollte das alles nicht für einen erfolgreichen Kampf reichen, gibt es noch zwei “Hilfen”. Die eine ist der Ekstase Balken, der sich bei jedem Charakter nach und nach füllt. Aufgeladen und ausgewählt wird nun, nach kurzer Bewältigung einer Geschicklichkeitseingabe, eine Spezialtechnik eingesetzt, die den Gegnern ordentlich zusetzt.
Die andere Möglichkeit bleibt allein Yuna vorenthalten. Da sie ein Medium ist, kann sie Bestias aka Aeons heraufbeschwören, die – voll steuerbar – normale Attacken oder auch Heilungen und eine Spezialtechnik ausführen können.


Links: Später kann man mit dem Luftschiff wieder zu alten Orten reisen | Rechts: Yuna besitzt nicestes Brautkleid ever

Der Soundtrack zu Teil 10 besitzt, mit Ausnahme des wunderschön auf Klavier gespielten Titelthemas, nicht ganz die gleiche Intensität wie anderer Teile, passt sich aber prinzipiell den Geschehnissen an. Bei genauerer Betrachtung wiederholen sich die Stücke jedoch zu oft. Mehr Interaktivität wäre möglich und wünschenswert gewesen. So erkennt man die Musikstücke bei z.B. einer gefährlichen Szene zwar sofort wieder, hat sie aber nach dem Ausschalten der Konsole sofort wieder vergessen. Die zweite Ausnahme bildet hier der Track während eines standard Kampfes. Ich habe diesen aber extra nicht mit dem Titelthema erwähnt, weil er einem wirklich schon nach wenigen Kämpfen tierisch auf die Nüsse geht. Scheiss Melodie! Ich hasse ihn! Und ich kann ihn nicht mehr vergessen!!! >:O Bei den Soundeffekten macht das Spiel allerdings alles richtig. Es wäre falsch gewesen Bestias und Magieangriffe mit saudicken Bässen zu unterlegen, da man sie oft einsetzen muss und man nach 20 Minuten leiser machen würde. Die englische Sprachausgabe passt zu den Figuren und klingt authentisch.


Die Qualität der CGIs ist einfach nur unglaublich imposant

Und jetzt kommen wir zur Grafik.

ALTER??? Sämtliche CGI Sequenzen besitzen einen solchen Detailreichtum und Animationsvielfalt, wie es sie noch nie vorher gegeben hat und könnten locker als eigenständiger Film durchgehen. Egal ob Sin gerade ein Dorf wegpustet wird oder Yuna ihren Tanz für die Segnung der Seelen im Sonnenuntergang aufführt, es wurde mit viel Sorgfalt erstellt. Das Ergebnis ist teilweise atemberaubend und schlägt alles, was es davor an CGIs zu sehen gab. Die ingame Grafik steht dem in fast nichts nach. Fast.. denn während z.B. die Gesichter der Hauptdarsteller vor Details wuchern, wurden für standard Bewohner einfacherer Strukturen verwendet. Zudem sind sehr viele immer gleich gekleidet, was man natürlich auf die religiösen Umstände.. oder halt auf die Faulheit von Squaresoft schieben könnte. ~_+ So erkennt man immer schnell mit wem man wirklich reden muss und wer wohl eher unnötig für den Fortlauf der Geschichte ist.
Und während man sich manchmal für 1 Sekunde fragt ob es sich in dieser oder jener Szene jetzt um Spielgrafik oder um den Anfang einer CGI Sequenz handelt, sieht man es ab und zu nur all zu deutlich. Das soll nicht heissen, dass die Grafik schlecht wäre.. sie schwankt nur ab und zu zwischen “boah” und “BOAAAH!”
Für meinen Geschmack sind die Statusbalken, die Landschaft, die Menus, die Monster und die.. ja eigentlich alles etwas zu bunt aber es passt zum Thema des Spiels. Spira, die Welt in der Tidus seine Geschichte erlebt, ist trotz allen Bedrohnissen eine fröhliche Welt wie man auch in den unzähligen Minispielen erfahren darf.


 


Ruft Yuna ein Aeon bleibt kein Stein mehr auf dem anderen.. und die Effekte sind ja einfach nur noch abartig

Das größte Minispiel in Final Fantasy X hätte vom Aufwand her vor ein paar Jährchen noch als eigenständiges Spiel durchgehen können. Blitzball ist der Sport in Spira, eine Art Hand- und Fussball Kombination unter Wasser. Tidus hilft in Wakkas (einer der Helfer Yunas) Team bei einem Spiel aus und das reicht der Story auch schon. Doch auf Wunsch kann man danach an kompletten Meisterschaften teilnehmen, andere Mitspieler in ganz Spira anwerben, Stati dieser sowie die eigenen aufwerten und Spezialattacken erlenen, die das Tore schießen enorm vereinfach bzw. den Gegnern erschweren. Ein nicerer Unterwassereffekt wäre hier (aka überhaupt) wünschenswert gewesen aber dafür machen andere Effekte das wieder wett.

 


Oben: Durch ihren Tanz verhilft Yuna Seelen zu ihrer letzten Ruhe | Unten: Tidus ist Star des Unterwasserspiels Blitzball

Bei den Kämpfen wirde nämlich ein qualitativ konstantes Feuerwerk an Effekten abgefackelt. Etliche Explosionen in allen Farbkombinationen flimmern über den Screen und wenn ein Aeon geholt wird das die Wolkendecke durchbricht oder die Erde aufreisst oder durch riesige Eiskristalle entsteht, die es dann zerfetzt und am besten noch seine Spezialattacke ausführt, dann kann einem schon mal unbewusst die Kinnlade runterklappen. Das ist auch gut so, denn während die Animation für das Rufen einer Bestie wenigstens noch über das Optionsmenu auf eine Kurzvariante reduziert werden kann, funktioniert das bei den Animationen der Spezialattacken nicht und das Abbrechen dieser ist hier ebenso unmöglich wie in allen cutscenes.. was in späteren Spielabschnitten oder nach einem erneuten Laden tierisch nervt. Doch durch den extremen Tiefgang der Charaktere nimmt man das gerne mal auf sich. Spira strotzt nur so vor Einzelschicksalen und die Helden unserer Truppe geben nach und nach immer mehr Preis. Squaresoft hat sich auf ein schwarz weisses Szenario und deren Charaktere verlassen. Wie schon in allen anderen Teilen besticht auch der 10. Ableger des Franchise mit Vielschichtigkeit. Zum Teil mag man der Geschichte ab und zu nicht ganz folgen oder bestimmte Ereignisse nicht nachvollziehen können aber zum Schluss werden die meisten Fragen beantwortet und der weitaus wichtigere Aspekt ist hier sowieso die Bildung der eigenen Meinung über Liebe, Tod, Freundschaft.. das schafft Final Fantasy wie kein anderes Spiel.

Fazit
Final Fantasy X glänzt mit schöner Grafik, hurendicken CGIs, einer guten Atmosphäre und einem stimmigen Gameplay. Musikalisch hätte man sich in Bezug auf die Interaktivität mal etwas Neues einfallen lassen können. Die Soundeffekte wurden dafür treffend exzellent gewählt. Spieler der alten Teile werden von Teil 10 sicherlich nicht enttäuscht sein, zeichnet er sich doch durch seine Stärken des Franchises aus, eine epische Geschichte um Liebe, Gewalt, Hass, Habgier, Aufopferung und Freundschaft opulent zu erzählen. Wer auf das definitive Rollenspiel auf der ps2 gewartet hat.. hier ist es.

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