Chaos

Chaos
(HK 2008 | Herman Yau)

Wir schreiben das Jahr 2054. Der Welt geht es aus irgendeinem Grund beschissen und irgendwie sind nun alle in Gefängnissen, die sich zu autonomen, abgeschirmten Städten entwickelt haben. In einem davon übt der Gangster Crow eine bittere Schreckensherrschaft über die Bewohner aus und hat allen ein USB-Dongle in’s Ohr geklebt, das explodiert, wenn man versucht, zu fliehen. Eines Tages geraten der Cop Mickey und sein Gefangenentransport Tai-Hoi (Milkyway-Regular Gordon Lam) durch einen Unfall in das Gefängnis hinein. Zu alldem gesellt sich noch das Problem einer tödlichen Virenepidemie, die nun auch auf die Bewohner des Gefängnisses übergreifen zu scheint.


Chaos ist eine spaßige kleine Endzeit-Fingerübung von Herman Yau, der das Ganze zwar fürs Fernsehen gedreht, sich aber dennoch sichtlich um eine Abhebung von drögen TV-Inszenierungen bemüht hat: Es handelt sich nicht nur um einen außergewöhnlich brutalen Film, der auch gut als Cat III-Relikt der frühen 90er durchgehen könnte – er sieht für sein (vermutlich) mickriges Budget auch außerordentlich gut aus. Yau lässt mittels sorgfältiger Ausleuchtung und einfachen Garagen und Lagerhallen eine tatsächlich gelungene postapokalyptische Atmosphäre entstehen, die am Besten mit Escape from New York und Assault on Precinct 13 vergleichbar ist. Das Gefängnis, mit seinen Nutten, Neon-Leuchten und brennenden Öltonnen macht zwar nie den Eindruck, als wäre es größer als der Hinterhof eines Plattenbaus, ist aber dennoch glaubwürdig und irgendwie niedlich anzuschauen. Der seltsame, doch HK-typische Synthesizer-Techno-Soundtrack rundet den Eindruck entsprechend ab.

Das Drehbuch kann da leider nicht mithalten. Von Charakterskizzen könnte man hier nicht einmal sprechen: Die meisten bleiben bis zum Ende ein weißes Blatt Papier, was ihre Handlungen später etwas schwer nachvollziehbar macht. Gordon Lam spielt den zwielichtigen Gauner gewohnt gut, auch die beiden starken Frauenrollen sind interessant. Doch zu echter Bewegung im storytechnischen Sinne kommt es in Chaos trotz des reißerischen Titels erst gegen Ende, als Polizeitruppen in das Gefängnis einfallen, um den Ausbruch des Virus zu bekämpfen. Gar haarsträubend überflüssig die Szene, in der Tai-Hoi und seine Tochter den Erfinder des explodierenden Ohr-Dongles besuchen um ihn um Hilfe zu bitten. Dieser erklärt ihnen stattdessen, dass er nicht helfen kann und sprengt sich daraufhin lieber in die Luft. Super.

Charme kann man Chaos trotzdem bei allem Willen einfach nicht absprechen. Yau inszeniert routiniert eine mäßig spannende Geschichte, die aber schick aussieht und visuell anspricht. Angesichts des komatösen Zustandes des HK-Kinos im Jahre 2008 kann ich daher nur auf ein positives Fazit kommen.

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